Betz Rye

Zurück aus der Sommerpause mit dem ersten Rye von Betz

Mehr Rye aus dem Süden

Im Jahr 2021 debütierte der Betz Single Malt Master Blend, der erste Whisky der Betz Destillerie aus dem baden-württembergischen Waldstetten. Seit dem hat Uli Betz eine Reihe interessanter Abfüllungen veröffentlicht, doch waren sie allesamt Single Malts – bis zu diesem Sommer, der den ersten Roggenwhisky der Brennerei sah. Damit stärkt Betz die Präsenz des süddeutschen Ryes, denn dieses Feld ist bislang noch vor allem von ostdeutschen Brennereien geprägt.

Es ist ein Zeichen der immer größeren Beliebtheit des Rye Whiskys hierzulande, dass auch süddeutsche Destillerien zunehmend mit Roggen arbeiten und bisweilen sogar dauerhaft in ihr Repertoire aufnehmen. Zwar spielt Rye in den Verkaufszahlen nach wie vor die zweite Geige hinter Single Malt, da dieser in Deutschland einfach fest etabliert ist, doch es kommt Bewegung in den heimischen Whiskymarkt und -geschmack.

Zudem gewinnt Rye international an Bedeutung, ist in den USA wieder unverbrüchlich an die Seite des Bourbons getreten, vor allem aus der Barszene und Mixologie nicht mehr wegzudenken, während der Euro-Rye an Zahl und Qualität unaufhaltsam steigt. Betz tut gut daran, die Zeichen der Zeit zu erkennen und früh in der Whiskyproduktion auf Roggen zu setzen. Dass dieses Getreide auch bei jungen Whiskys gute Resultate erzielt und Uli Betz ohnehin gern experimentiert, kommt begünstigend hinzu.

Rye im Spätsommer

Rye aus dem Hybridfass

Der Whisky ist zu 100% aus nicht-gemälztem Roggen im Kaltmaischeverfahren hergestellt, wobei die Zugabe von Enzymen dafür sorgt, dass es flüssig bleibt. Roggen, der nicht gemälzt ist, tendiert zu größerer Würzigkeit und da Betz die Maische nicht abläutert, ist hier ein besonders intensives Erlebnis zu erwarten.

Die Reifung erfolgte in einem Hybridfass, also einem aus mehreren Holztypen zusammengesetzten Fass. Die Wandung besteht aus amerikanischer Eiche, Boden und Deckel aus europäischer Eiche. Deren unterschiedliche Einflüsse – die eine mild und süß, die andere kräftiger und herber – sollen dem Whisky größere Komplexität verleihen, ohne die für die amerikanische Eiche typische Sanftheit einzubüßen.

Die viereinhalb Jahre Reifezeit sind für einen Rye ein gutes Maß, hier darf auf keinen Fall von den für schottischen Single Malt üblichen Zeiten ausgegangen werden. Auch die amerikanischen Ryes sind selten älter. Das hat seinen Grund. Roggenwhisky erreicht schon in jungen Jahren seine volle Reife. (Eigentlich ist verwunderlich, wie wenig junge, deutsche Brennereien sich diesen Vorteil zu eigen machen – ein Blick über den Tellerrand hilft eben…). Getragen von 48% ABV dürften die Aromen auch die für eine Rye nötige Kraft entwickeln.

Nase

Eine warme, angenehme Süße begrüßt die Nase mit Karamell und Vanille. Hinzu treten die erwartbaren frischen Kräuter, auch deutliches Menthol mit einer besonderen Note, die an Kirsche erinnert. Neben dem bemerkenswerten Kirschmenthol weckt der Betz wohlige Erinnerungen an die wuchtigeren Vertreter des amerikanischen Ryes, doch mit der Zeit kommt mehr Würze und mehr Frische.  

Geschmack

Weich und würzig, süß und scharf direkt im Antritt – das ist ein stabiler Rye. Dunkle Schokolade spielt mit rotem Pfeffer und die Eichenwürze drängt immer stärker nach vorn, sodass die Süße etwas zurücktritt. Leichte Tannine sind ebenfalls spürbar.

Abgang

Der Abgang setzt den Trend fort, immer herber und würziger zu werden, bleibt damit aber auch sehr lange präsent.

Betz darf stolz sein

Fazit: starkes Konzept

Das Hybridfass tut eindeutig seine Arbeit und harmoniert mit dem Destillat. Vor allem die Nase überzeugt auf ganzer Linie, obwohl der Whisky im Mund manchmal noch etwas unrund wirkt. Das muss allerdings kein Malus sein, denn Rye darf, ja soll Ecken und Kanten haben.

Am Anfang steht bei Betz damit ein recht klassischer Rye, der mit dem Hybridfass genau den richtigen Hauch Innovation erhält, um ihn positiv hervorzuheben, ohne gleich jede Vergleichbarkeit zu verlieren. Und im Vergleich steht er gut dar. Es ist noch nicht die Spitze des deutschen Ryes und die ostdeutschen Vertreter haben noch einiges voraus. Allerdings kommt Betz bereits mit seinem Erstling sehr nah ran. Ich müsste lang überleben, welcher süddeutsche Rye mir besser gefällt…

Eine klare Kaufempfehlung für jeden Rye-Fan und Fan deutschen Whiskys ist er allemal. Betz Rye ist eine lohnende Ergänzung der immer exzellenter werdenden deutschen Rye Whiskys und kann sich in diesem starken Feld behaupten. Wir dürfen gespannt sein, was Uli Betz mit dem Roggen noch vorhat.

Achtung: Betz hat uns diese Flasche kostenfrei und ohne Verpflichtung zugesendet.

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