Rothaus Whisky Weekend
Premiere des neuen Black Forest Single Malt, Anfang 2020
Rothaus, Whisky und ein Wochenende
Rothaus ist weltbekannt für das Tannzäpfle-Bier. Nicht ganz so bekannt ist ihre Kooperation mit Kammer-Kirsch in Karlsruhe, der ehemaligen Lehr- und Versuchsbrennerei des Großherzogtums Baden. Rothaus – als ehemals Großherzoglich Badische Staatsbrauerei eng verbunden mit der Karlsruher Brennerei – schickt ihr vergorenes Bier zu Kammer-Kirsch, das dort dort zweifach destilliert und zum Whisky gemacht wird. Seit einiger Zeit stellen sie jedes Jahr eine neue Edition ihres Whiskys vor, dieses Jahr jedoch wurde groß gefeiert in der Brauerei.
Gelegen auf fast tausend Meter Höhe im Schwarzwald, könnte die Szenerie kaum schöner sein, zumal das Brauereigelände mit angeschlossenem Gasthof eine gleichsam attraktive Kulisse bietet. Sogar das Wetter spielte mit, als Rothaus Anfang des Jahres zur Premiere lud. Zwei Tage lang genossen die Gäste bestes Bier, beste Bewirtung und natürlich den Black Forest Whisky, begleitet von einem Rahmenprogramm mit musikalischer Unterhaltung und Workshops. Da ließen wir uns nicht zweimal bitten!
Der erste Tag: Empfang, Abendessen und Experten-Tasting
Angekommen in der Brauerei genoss ich das gute Wetter, bevor der Empfang an der Zäpfle-Bar und einem Whisky-Longdrink startete. Christian Rasch und Gerald Erdrich, Geschäftsführer von Rothaus respektive Master Distiller von Kammer-Kirsch, begrüßten die etwa 30 Gäste, darunter Kenner wie Petra Milde.
Im Anschluss lockte ein Abendessen im Gasthaus, das allen kulinarischen Ansprüchen gerecht wurde. Überhaupt kann die Bewirtung nicht genug gelobt werden; sie war ebenso abwechslungsreich wie einfallsreich in der Kombination süddeutscher und schottischer Küche, wie etwa Haggis-Maultaschen, und spielte qualitativ in der Oberliga. Dass eine umfangreiche Auswahl der Rothaus-Biersorten dies abrundete, braucht da kaum noch erwähnt werden.
Später am Abend dann folgte das erste Highlight mit dem ersten Whisky-Tasting, das in Co-Moderation von Gerald Erdrich und Bernhard Schäfer bestritten wurde. Beide sind als Master of the Quaich ausgewiesene Experten. Und während Erdrich als Vater des Black Forest Whisky diesen bestens kennt, ist Schäfer längst international gefragte Autorität für alle Spirituosen, sei es als Jurymitglied oder Referent. Mit dieser geballten Fachkompetenz führten sie gleichermaßen informativ wie unterhaltsam durch den Abend. Ihr Zusammenspiel zeugte von Harmonie, obwohl sich die beiden keineswegs immer einig waren. Gerade dies jedoch sorgte für einige humorvolle Momente, zumal Schäfer nicht von allen Black Forest Editionen begeistert ist. Einen kritischen Kopf einzuladen, der seine Meinung frei äußert, spricht sehr für Rothaus bzw. Kammer-Kirsch und ihr Selbstbewusstsein. Es verleiht Schäfers Lob zudem Authentizität.
Dieses Tasting bot einen ersten Einblick die Range des Black Forest. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Black Forest Highland Cask Edition, die in frischer Schwarzwälder Eiche reifte. Sehr süßlich mit massivem Blütenhonig, dahinter etwas Kräuter und etwas scharfe Würze von der Eiche. Vielen war er zu süß, mir jedoch sagte dies sehr zu. Überhaupt scheint Süße ein Kernelement des Black Forest zu sein, das sich in allen Editionen wiederfindet. Die eher fruchtige Süße der Lemberger Wein- und Sherry-Finishes überzeugte mich allerdings nicht so sehr, das mögen Fans der (Stark-)Weinreifung jedoch anders sehen. Auch die Jugend stach bei dem ein oder anderen hervor, bei dem Highland Cask glücklicherweise zu dessen Gunsten. Dass dies mein Favorit des Abends war, dürfte deutlich sein. Aber der 2020er ließ ja noch auf sich warten.
Der zweite Tag
Teil 1: Brauereibesichtigung und die Premiere
Der Tag begann, wie sich dies nach einem Abend mit viel Whisky gehört, nämlich mit einem Full English Breakfast. Wer wollte, konnte dies auch schottisch gestalten, indem er Haggis dazugab. Als nächstes stand die Besichtigung der Brauerei an. Die lange Geschichte der Brauerei, ihre Tradition und modernen Anlagen wurden dabei ebenso vorgestellt, wie die verschiedenen Sorten des Tannzäpfle. Das ist insofern spannend, als dass wir in Berlin oft nur die Basisversion zu kaufen bekommen – mit rühmlichen Ausnahmen. Das Eiszäpfle hat es mir besonders angetan, aber leider war der Platz in meinem Rucksack begrenzt. Da sollte schließlich noch Whisky rein.
Bevor es zur eigentlichen Premiere des 2020 kam, erzählte Erdrich von den Preisen, die Rothaus gewonnen hat. Er betonte dabei, dass sie sich bewusst der schottischen Konkurrenz stellen und keinen Vergleich scheuen. Hier sehe ich ehrlich gesagt die alte Problematik, dass deutsche Whiskybrenner das schottische Beispiel auf ein Podest heben. Es kann doch für einen Whisky „Made in Germany“ nicht das Ziel sein, guten schottischen Whisky zu machen. Fröhlicher stimmte mich die Ansage, dass Erdrich sich Richtlinien für deutschen Whisky wünscht. Denn wenn er das ernst meint und konsequent umsetzt, kann die Schottland-Kopie nicht das Ergebnis sein. Und gelungene, wenn auch polarisierende Experimente wie der Highland Cask zeigen, dass Kammer-Kirsch durchaus Mut hat.
Zurück zum Whisky Weekend. Wir wurden dann in das Brauereimuseum geführt. Von Hause aus Historiker wäre dieser Moment so oder so mein Highlight geworden. Die Kulisse von alten Brennanlagen (und alten Löschanlagen der Feuerwehr!), Fässern und Flaschen eignete sich perfekt für die Vorstellung des 2020.
Die 12. Edition ist das Meisterwerk Gerald Erdrichs. Gerade das Vergleichs-Tasting mit der Edition des Vorjahres belegte eindrucksvoll den großen Qualitätssprung. Nach wie vor ist der Whisky klar als Black Forest erkennbar. Die Süße von Honig und Vanille drängt wieder in den Vordergrund, diesmal jedoch begleitet von ordentlicher Würze und Anklängen an trockenen Rotwein. Es ist ein sehr runder Whisky, der keine unangenehme Jugend zeigt. Dieser Black Forest weiß auf ganzer Linie zu punkten. Ich persönlich würde mir noch mehr Fass wünschen, und zwar ex-Bourbon, doch das mögen andere nicht so sehen und an der Handwerkskunst von Kammer-Kirsch besteht kein Zweifel.
Das ist vor allem deswegen gut, weil sich die deutsche Whisky-Landschaft verändert hat. Längst vorbei sind die Zeiten, da deutscher Whisky qualitativ den Schotten oder Iren hinterherhinkte. Von Riesen wie Slyrs und St. Kilian bis hin zu Perlen wie Glina oder Geheimtipps wie Stonewood – deutscher Whisky ist konkurrenzfähig geworden. Da musste auch Kammer-Kirsch eine Schippe drauflegen. Und das haben sie getan.
Teil 2: Workshops, Blending und Grillen
Derartig gestärkt, ging es zu den Adventures à la Carte mit den vier Themen Fleischlehre, Messerschleifen, Custom Bikes und Zigarrenrollen. Sie alle folgten dem Leitmotiv traditioneller Handwerkskunst. Dieses Programm bot eine schöne Abwechslung und erfüllte die Erwartungen des Publikums, lokales und hochwertiges Handwerk in unterschiedlichen Formen zu erfahren.
Es folgte der wohl unterhaltsamste Teil des Wochenendes: das eigene Blending. Blenden ist ein Verfahren, bei dem mehrere Whiskys miteinander vermengt werden, meist um ein möglichst gut ausbalanciertes Endprodukt zu erreichen. Eingeteilt in Teams von vier bis sechs Personen sollten wir mit der Rothaus-Range einen Blend kreieren, der nah der Grundcharakteristik des 2016er lag. Experimentieren ausdrücklich erwünscht! Mit Pipette und Messbecher ging es ans Mischen, wobei natürlich ausgiebig probiert werden musste… Selbst Fehler erwiesen sich als produktiv. So habe ich einen Blend erstellt, der versehentlich viel zu viel des süßlichen Highland Cask enthielt. Der Gruppe sagte es nicht zu, mir aber schon. Und Karen fand ihn gleich „großartig“.
Als nächstes stellte Gerald Erdrich sein neues Projekt vor, einen Black Forest gereift im Ex-Octomore-Fass. Octomore ist bekannt für seinen stark rauchigen Whisky und etwas davon überträgt sich bei der Reifung auch auf den Black Forest. Noch ist er mit 2 Jahren nicht alt genug, als dass man ihn Whisky nennen möchte, doch verspricht er eine Bereicherung des Portfolios zu werden. Beeindruckend war jedoch weniger der Rauch, als vielmehr seine überdeutlich ausgeprägte Vanillenote.
Der zu diesem Whisky gereichte Bacon leitete dann zum letzten Punkt des Tages über, dem ausgiebigen Grillabend. Zwischen den alten Kesseln der Brauerei ging der Abend gemütlich zu Ende. Die letzten Biere wurden tief in der Nacht geöffnet…
Der dritte Tag: Shopping und Heimreise
Nach solchen Tagen verspürten viele Teilnehmer dieses Wochenendes freilich das Bedürfnis zu shoppen. Dazu hatte Rothaus 48 von Gerald Erdrich signierte Flaschen des 2020er Black Forest exklusiv zur Verfügung gestellt. Die fanden auch ihre begeisterten Käufer.
Fazit. So macht Whisky Spaß
Eine Premiere in einer schönen Location bei bestem Wetter, mit gut durchdachtem Programm und Dauergenuss von Speisen und Getränken auf höchstem Niveau – Whiskyfans haben bei so einem Wochenende Spaß. Dass dies hinter den Kulissen eine Menge Arbeit erfordert, weiß jeder zu würdigen, der sich auch nur entfernt damit beschäftigt hat. Insofern ist der reibungslose Ablauf nicht selbstverständlich, sondern lobenswert.
Ganz ausdrücklich danken wir Rothaus für die freundliche Einladung, aber mehr noch für die Erfahrungen, Eindrücke und Erinnerungen, die uns noch lange zum Lächeln bringen werden.
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