Jack Daniels No.27 Gold

Flüssiges Gold… so viel Gold…

Der Gigant und seine drei Familienzweige

Jack Daniel’s – von Frank Sinatra bis hin zum rauen Biker mit der Konföderiertenflagge genossen sie alle den Old No.7, so jedenfalls das Image bis weit in die 90er. Tatsächlich vermochte der alte Old No.7, damals noch mit höherem Alkoholgehalt, Fans in nahezu allen gesellschaftlichen Schichten gewinnen. Allerdings erkannte Jack Daniel’s früh die Zeichen der Zeit und setzt seit etwa 20 Jahren konsequent auf die Ausdifferenzierung seines Portfolios, um den Markt noch besser bespielen zu können.

Der Old No.7 kommt nunmehr nur noch mit dem gesetzlichen Minimalgehalt an Alkohol für Whiskey daher, um möglichst viele Gelegenheitstrinker anzusprechen (und Geld zu sparen …). Zusammen mit dem Gentleman Jack, defacto ein sanfterer Old No.7, ist er der bekannteste Familienzweig der Brennerei. Einen anderen Zweig bilden die Single Barrel-Abfüllungen, die sich an erfahrene Liebhaber amerikanischen Whiskeys richten. Zuletzt bedient Jack Daniel’s noch die Sammler durch immer wiederkehrende Sondereditionen.

Dank dieser sehr intelligenten Strategie ist Jack Daniel’s ein echter Gigant geworden und bietet für jeden Geschmack etwas. … und auch für jeden Geldbeutel. Der heute zu besprechende Jack Daniels No.27 Gold ist nicht ganz günstig, auch wenn er inzwischen erschwinglich geworden ist.

Reifung in Ahornfässern. Und: für wen ist der No.27 Gold?

Was den No.27 Gold auszeichnet, ist seine doppelte Fassreifung mit anschließender, zusätzlicher Filtrierung. Die zweifache Filtrierung kennen wir vom Gentleman Jack, die doppelte Reifung allerdings ist spannend. Sie erfolgte nämlich in Fässern aus Ahorn. Das ist ungewöhnlich, folgt Tennessee Whiskey doch üblicherweise den puristischen Spuren des Bourbons und seiner unverrückbaren, exklusiven Festlegung auf frische Eiche.

Ebenfalls interessant ist die Frage, für wen der Whiskey eigentlich sein soll. Die Single Barrel-Abfüllungen kommen gewöhnlich mit viel mehr Alkohol, hier sind es nur 40% ABV. Die Sammlereditionen haben kleinere Stückzahlen, aber der Preis liegt deutlich über dem Standard des Old No.7. Vermutlich ist er trotzdem in letzterem Familienzweig zu verorten, denn die Preisspanne ist auch dort groß. Hier wird eben der Gelegenheitstrinker angesprochen, der etwas Edleres haben möchte, ohne gleich Sammlerpreise zu zahlen.

Die unheimlich wertige Aufmachung sowohl der Verpackung als auch der Flasche jedenfalls beindrucken: gerade das schwere, massive Glas fühlt sich gut an. Ein geniales Geschenk ist es auf jeden Fall. Hinzu kommt, dass sein Geschmack ebenfalls nicht anecken dürfte. Im Gegenteil …

Nase

Schweres Karamell, Bananenbrot und würzige Eiche begrüßen die Nase, während im Hintergrund die Reste eines abgebrannten Lagerfeuers zu schwelen scheinen. Das ist typisch Jack Daniel’s, jedenfalls was die Single Barrels angeht. Allerdings sind die Eindrücke weniger intensiv, was keineswegs negativ sein muss, da die Single Barrels mitunter die Subtilität eines Holzhammers haben. Langsam jedoch drängt eine ganz deutliche Ahornsirupnote in den Vordergrund, begleitet von fetten Nüssen wie Macadamia und Wallnuss. Die geben der Nase das gewisse Extra.

Geschmack

Ganz weich und buttrig sanft stellt sich der No.27 Gold vor, ohne auch nur den Hauch von Alkohol spüren zu lassen. Ein gefährlich süffiger Whiskey … Das Geschmacksprofil bleibt im Grund eines, das wir schon aus der Nase kennen und eben typisch für Jack Daniel’s ist. Doch da ist mehr. Ein gewisses Extra und eine spezielle Art der Süße heben ihn von den anderen Familienmitgliedern ab. Die wieder starke Ahornsüße und das schwere Karamell finden harmonisch zueinander und spielen geradezu auf der Zunge. Komplementiert wird dieses Spiel durch hölzerne Geschmäcker, die wiederum primär süß sind, aber auch etwas Würze bringen. Muskat, Zimt und Plätzchenteig runden das Erlebnis ab. Lediglich die zu dünne Belegung der Zunge verhindert größeren Enthusiasmus. 40% ABV sind einfach zu wenig.

Abgang

Dem geringen Alkoholgehalt entsprechend ist der Abgang eher kurz und, natürlich, nach wie vor sanft. Er wird vielleicht milchig, definitiv trockener, sodass am Ende noch Zimtrinde durchscheint.

Fazit

Es fällt schwer, diesen Whiskey fair zu besprechen – zu hoch ist der Preis, doch zu schön die Aufmachung; zu ungewöhnlich die Reifung, doch zu gering der Alkoholgehalt. Nicht zuletzt sagt mir das Geschmacksprofil des Jack Daniel’s ganz grundsätzlich zu. Und Fans dieses Tennessee Whiskeys sollten auf jeden Fall probieren.

Die Ahornfässer passen ganz vorzüglich zu Jack Daniel’s und selbst wenn sie die ohnehin große Süße noch weiter intensivieren, fügen sie neue Aromen in bester Harmonie hinzu. Die zusätzliche Weichheit passt ebenfalls hervorragend ins Bild, aber hier muss auch der erste substantielle Kritikpunkt angebracht werden: Gerade dieser milde Whiskey hätte ohne weiteres ein paar Prozent Alkohol und damit mehr Kraft vertragen. Natürlich rollt er mit 40% ABV nahezu ohne jede Spur von Alkohol die Kehle hinunter, aber er bleibt für einen amerikanischen Whisky eigentlich zu dünn.

Jack Daniel’s ist am besten, wenn die Prozentwerte nach oben geschraubt werden und ich denke, der No.27 macht da keine Ausnahme. Diese Reifung, diese Filtrierung hätte ich gern mit 100 Proof gesehen. Dennoch ist es eine schöne Erfahrung und als Geschenk eignet er sich allein ob der Optik.

Kurzfassung

Tennessee Whiskey, nachgereift in Ahornfässern, doppelt filtriert

40% ABV

Nase

Karamell, Bananenbrot, Eiche, Lagerfeuer, Ahornsirup, Nüsse

Geschmack

ähnlich der Nase, extrem sanft, eher leicht, Harmonie von Karamell und Ahorn, sehr süß, etwas Würze (Zimt, Muskat)

Abgang

eher kurz, trocken, milchig, Zimtrinde

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