Ireland’s Ancient East

Entdecke Irland und Irish Whiskey mit einer Reise

Entdecke Irland

Manches Mal sind es Zufälle, die unser Leben bestimmen. Vor drei Jahren nahmen Karen und ich an einem Tasting zu Irish Whiskey teil, weil besonders Karen den sehr mag. Ein Blick auf das Hintergrundbild unserer Website, aufgenommen von ihr, sollte das verdeutlichen. Wir wussten wenig über Entdecke Irland, den Gastgeber. Natürlich wurden wir hellhörig, als es hieß, es sei eine Gruppenreise mit Whiskeyfans nach Irland geplant. Entdecke Irland bzw. Tourism Ireland ist nämlich das Fremdenverkehrsamt der beiden irischen Staaten und arbeitet daran, die Grüne Insel für den Tourismus noch attraktiver zu machen.

Und hier kommt der Irish Whiskey in Spiel. Der ökomische Aufstieg des Celtic Tiger und die wachsende Nachfrage nach Whiskey haben in den letzten 15 Jahren die Grundlagen für eine Renaissance des Irish Whiskey geschaffen. Von gerade einmal drei überlebenden Brennereien – Bushmills, Cooley, Midleton – erhöhte sich die Zahl bis heute auf mindestens 45, wenn nicht mehr. Wir haben vor Ort unterschiedliche Angaben gehört, auch von den Vorsitzenden der Irish Whiskey Association. Das ist ein untrügliches Zeichen dafür, wie lebendig die irische Whiskeyszene geworden ist.

Dies ist auch für den Tourismus von Interesse. Denn deutsche Whiskyfans reisen gern nach Schottland, folgen einem Whisky Trail und besuchen Brennerei auf Brennerei. Inzwischen ist dies auch in Irland möglich. Vielleicht ist es sogar deutlich interessanter, wie uns die Reise aufgezeigt hat.

Damals machte uns jedoch ein gewisses Virus einen Strich durch die Rechnung und wir hatten die Hoffnung auf die Reise fast aufgegeben. Da meldete sich Tourism Ireland. Vom 20. April bis zum 24. April 2023 ging es durch den Ancient East. In unserer illustren Runde waren Tim (Whisky-Helden), Tom (Lust auf Whisky), Holly (Whiskybuzz), Miriam (Inside Whisky), Angie (Maltwhiskyqueen) und Davide (Whisky Munich); alles gestandene Whisky-Experten, mit denen die Reise umso mehr Spaß machte.

Gruppenbild der Whiskeyreise nach Irland
Gruppenbild bei Midleton: (von links nach rechts) Miriam, Tom, Kai, Tim, Holly, Angie, Davide und John

Für fünf Tage erkundeten wir den Südosten Irlands, Ireland’s Ancient East, speisten in exzellenten Restaurants und berauschten uns am irischen Nachtleben in Pubs. Natürlich besuchten wir auch nicht weniger als fünf Brennereien, von Giganten wie Midleton bis Geheimtipps wie Ballykeefe. Entdecke Irland übernahm die Organisation, stellte uns den whiskeykundigen Reiseführer John Calley (Whiskey Island) zur Seite und einen ebenso ortskundigen Fahrer. Um alles andere kümmerte sich stets aufmerksam Grace von Tourism Ireland.

Kurz: fünf sorglose Tage in einem Mutterland des Whiskeys. Die Tatsache, dass uns unsere Tour durch wunderschöne Landschaften bei bestem Wetter führte, hat desgleichen zur Heiterkeit beigetragen.

Irische Landschaft
herrliche Landschaften und bestes Wetter

Tag 1: Teeling, Roe&Co und das Dubliner Nachtleben

Angekommen in Irland wurden wir von Grace und John empfangen und dann ging es auch prompt zu Teeling. So gefällt mir das. Teeling ist ein klingender Name in der irischen Geschichte und Dr. John Teeling fast eine lebende Legende. Er glaubte an das Marktpotential des Irish Whiskeys als es kein anderer tat, führte Cooley zu ungeahnten Höhen und eröffnete 2012 die erste neue Brennerei in Dublin seit 125 Jahren. Er ist außerdem Abstinenzler, aber das soll nicht gegen ihn sprechen.

Die Teeling Brennerei liegt in den Dublin Liberties – jener Bezirk außerhalb der historischen Stadtmauern, in denen die Bewohner es mit dem Recht der britischen Krone nicht so genau nahmen. Genau deswegen war es auch die Heimat vieler bedeutender Brennereien vor dem irischen Whiskey-Kollaps des frühen 20. Jahrhunderts. Dass Teeling diesen Ort wählte, hat Symbolwirkung.

Brennblasen bei Teeling
Brennblasen bei Teeling

10 Jahre später ist Teeling eine feste Größe und bietet die volle Bandbreite des Irish Whiskeys an: Blend, Single Malt, Grain und Pot Still. Die Tour führte uns durch die Brennerei und zu einem Tasting mit den drei aktuellen Standard-Abfüllungen. Auf Nachfrage gab es dann auch die etwas exklusiveren Sachen zu kosten. Immerhin ist ein Besuch vor Ort deswegen so interessant, weil es dort Sachen gibt, die hierzulande gar nicht zu erhalten sind.

Der nächste Stopp hieß Roe&Co und war vielleicht die Station, von der ich mir am Wenigsten versprach. Im 19. Jahrhundert verhalf George Roe dem Irish Whiskey zu seinem hervorragenden Ruf, doch auch seine Brennerei überlebte nur bis 1926. Wie so viele traditionsreiche Marken wurde auch seine wiederbelebgt. Roe&Co, ebenfalls in den Liberties und gegenüber von Guiness gelegen, ist für einen guten, wenn auch unspektakulären Blend bekannt. Den Malt stellen sie selbst her, den Grain beziehen sie. Schon die Brennanlage mit den Brennblasen über mehrere Stockwerke ist aber sehr interessant und das Tasting belehrte mich eines Besseren.

Wir bekamen ein Dekonstruktionsset, d.h. der Malt und der Grain des Blendes wurden separat verkostet, dazu der Newmake. Allein das fand ich lobenswert, zumal ich großer Fan von Newmake bin. Dazu präsentierte uns Head of Distilling Lora Hemy einen in Guinness-Fässern gereiften Whiskey. Der überzeugte alle sofort und machte Lust auf Mehr.

Dekonstruktionstasting bei Roe&Co
Dekonstruktionstasting

Lora erzählte, dass nicht nur eine geographische Nähe zu Guiness-Brauerei auf der anderen Straßenseite besteht. Die beiden arbeiten eng zusammen und Caroline hat gewisse Freiheiten in der Wahl ihrer Fässer. Das Highlight für uns war der Hand Fill, also ein vor Ort vom Kunden selbst abgefüllter Whiskey in Fassstärke, der in einem Guinness Antwerpen Stout Cask lag. Nach einem kurzen Tasting war für die Hälfte der Gruppe klar, dass er mit ins Gepäck muss. Auch für mich. Ich hatte noch nie von Antwerpen Stout gehört und diese Qualität überzeugt einfach. Bier und Whiskey gehören eben zusammen. Den Abschluss machte ein Irish Coffee – den ich außerhalb Irlands wohl nie mehr trinken kann… Für die erste Überraschung der Reise war also gesorgt.

Am Abend checkten wir erst in das Brooks Hotel ein, das mit einer netten Aufmerksamkeit aufwartete: Pralinen und ein handgeschriebener Begrüßungsbrief. In der Hotel-Bar gab es einen guten Whiskey Sour und wir trafen Gerry Ginti von der Powerscourt Distillery und Conor Ryan von der Pearse Distillery. Sie begleiteten uns ins Fire Steakhouse Dublin.

Rib-Eye-Steak im Fire
So muss ein Rib-Eye sein

Ein wichtiges Anliegen von Tourism Ireland ist die hervorragende irische Küche bekannter zu machen. Kulinarisch wird Irland oft zu Unrecht mit England in einen Topf geworfen. Dabei hat Irland eine reiche kulinarische Geschichte, die vom Überfluss der Ressourcen geprägt war. Im Moment haben wir zudem einen historischen Glücksfall vorliegen. Denn in den wirtschaftlich schweren Zeiten zog es viele irische Köche ins Ausland, v.a. Frankreich, doch mit dem Boom der 2010er kehrten sie zurück – und mit ihnen ihr Fachwissen. Im Fire ließ sich jedenfalls vorzüglich speisen.

Frisch gestärkt ging es ins Nachtleben von Dublin. Natürlich war ein Pub das erste Ziel und danach verkleinerte sich die Runde etwas. Doch es ging weiter ins Café en Seine, das mehr von einem Club als von einer Bar hatte, und der Abschluss war unvermeidlich: die Temple Bar.

Gruppe im Pub
Das Team im Pub
Gruppe im Club
Café en Seine
Gruppe in der Temple Bar
Die Unvermeidliche

Tag 2: Powerscourt Estate und Kilkenny

Das Brooks Hotel verließen wir nach einem deftigen Frühstück, natürlich ein Full Irish Breakfast. Von da fuhren wir nach Südosten durch malerische Landschaften zu einem ebenso malerischen Ziel: Powerscourt Estate in Wicklow. Dort befinden sich House, Garden und auch die gleichnamige Brennerei.

Am Vormittag besichtigten wir die Gärten des Anwesens, die mit Regelmäßigkeit und Recht von National Geographic ausgezeichnet werden. Die Schönheit dieser Gärten und ihre Ruhe setzten einen sinnvollen Kontrapunkt zu den ausgelassenen Nächten – und ich möchte beides nicht missen. Denn gerade die Serenität der Szenerie mit Landschaft, Garten und Friedfertigkeit bot die richtige Gelegenheit zur Reflektion und Meditation, bevor wir uns wieder ins Whiskeyleben stürzten. Dies ließ freilich nicht lange auf sich warten.

Powerscourt Estate Teich
Powerscourt Estate
Powerscourt Japanese Garden
In den Powerscourt Gardens

Ebenfalls auf dem Anwesen befindet sich die Powerscourt Distillery, gegründet und geführt von Gerry Ginti, der uns auch die Brennerei vorstellte. Sie ist ebenfalls eines der jüngeren Gewächse der irischen Whiskeywelt, begann erst 2018 mit der Destillation. Wie viele solcher Brennereien verkaufte sie zunächst Whiskey, der in Cooley destilliert wurde. Benannt sind sie nach dem Wasserfall Fercullen und können überzeugen, eigentlich interessant wird es aber mit den eigenen Destillaten. Seit kurzem gibt es den Fercullen Falls, der als Blended Whiskey überraschend gute Qualität und Preisleistungsverhältnis bietet.

Bei Powerscourt erwartete uns zwar kein Special aus den Fässern, doch dafür bekamen wir ein Food Pairing der Extraklasse geboten. Lokale Produkte,  insbesondere Käse, ließen unsere Herzen höher schlagen und verliehen dem Irish Whiskey genau die ungeahnte Dimension, die solch ein Pairing erreichen soll. Dass es dazu noch feinsten Newmake gab, ließ wiederum mein Herz höher schlagen.

In der Powerscourt Distillery
In der Powerscourt Distillery
Food Pairing
Food Pairing

Ein weiteres Mal führte uns unserer Fahrer Matko durch den Ancient East, um uns nach Kilkenny zu bringen. Dort wartete im Langton’s Pub der Chef der Kilkenny Whiskey Guild Eddie Langton. Ein kleiner, aber informativer Vortrag über die Geschichte des Irish Whiskey und seine verschiedenen Stile bezeugten Eddies Leidenschaft. Er konnte auch das Manuskriptfolio aus dem Red Book of Ossory zeigen, das für das Jahr 1324 den ersten Beleg des Wortes aqua vitae liefert, eben in jener Region Irlands. Auch im Langton’s gab es gutes Essen und von hier stürzten wir uns in das Nachtleben Kilkennys.

Matko, John und Grace im Langton's
Unsere immer aufmerksame Betreuung: Matko, John und Grace im Langton’s
Live Musik im Irish Pub
Live Musik gehört zum Irish Pub
Ein genüsslicher Abend
Ein genüsslicher Abend

Tag 3: Ballykeefe und Blackwater

Auch an diesem Vormittag war Kulturprogramm angesagt, nämlich die Besichtigung von Kilkenny Castle. Freilich gehört das zu einem Irlandtrip. Vor mir aus hätte davon ruhig mehr geben können, allerdings gestattete der Zeitplan dies kaum. Denn der dritte Tag hatte gleich zwei Brennereien zum Ziel und zwar eher unbekannte: Ballykeefe und Blackwater.

Ballykeefe ist eine echte Single Estate Distillery, heißt, sie ist ein auch ein Landwirtschaftsbetrieb, in dem das eigene Getreide angebaut und zu Whiskey gebrannt wird. Wo es früher unzählige solcher Kleinstbrennereien in Familienbesitz gab, sind sie heute eine Seltenheit. 2017 gründete die Familie Ging die Ballykeefe Distillery um diese Tradition wiederzubeleben. Vor der Distillery Tour genossen wir ein paar ungewöhnliche Spirituosen, etwa einen Wodka gereift in einem Rye-Fass. Beeindruckend war die Sorgfalt der Destillationsprozesse und die daraus resultierende Qualität. Nach der Tour gab es den langersehnten Whiskey.  Zur Zeit sind ein Pot Still und ein Single Malt erhältlich, wir konnten aber Einblicke in zukünftige Abfüllungen gewinnen – darunter ein Rye Whiskey, der es unserer Gruppe sehr angetan hat.

Morgan Ging in der Ballykeefe Distillery
Morgan Ging

Die Begeisterung, die Morgan Ging für sein Herzensprojekt ausstrahlt, war einfach ansteckend. So geriet nicht nur der Whiskey zum Hochgenuss, auch die sehr tiefen, fachbezogenen Gespräche waren deshalb eine Freude. Sehr glücklich verließen wir Ballykeefe auf dem Weg zu Blackwater.

Am Ufer des Blackwater River im kleinen Örtchen Ballyduff Upper liegt die Brennerei Blackwater. Sie ist ebenfalls sehr klein, hat erst seit letztem Jahr Whiskey im Programm, überzeugt aber bereits jetzt mit einem ungewöhnlichen Konzept. Der Geschäftsführer ist Historiker Peter Mulryan mit seiner Mission, den alten Stil des irischen Whiskeys wiederzubeleben. Dies bedeutet die Verwendung historischer Mash Bills, also Getreidemischungen, wie sie früher in Irland üblich waren. Gerade für den Pot Still Whiskey ist dies wichtig, da heute neben gemälzter und ungemälzter Gerste nur 5% anderes Getreides erlaubt sind, damals jedoch bis 25% keine Seltenheit waren. Darunter befinden sich ungewöhnliche Getreidesorten wie Hafer.  Mit historischen Recherchen rekonstruiert Peter diese Mash Bills und stellt das Getreide so in den Vordergrund, weniger die Fässer. Die daraus entstehenden Dirtgrain Whiskys – hier ohne ‚e‘ geschrieben – sind hochgradig speziell, aber ebenso lohnend. Dass dieser Irish Whiskey nur zweifach destilliert wird, ist dabei fast Nebensache.

Historiker Peter Mulryan
Peter Mulryan

Unsere Begeisterung erfreute unsere Gastgeber sichtlich, da uns der Master Distiller John Wilcox im Anschluss an die erhältlichen Whiskys eine Reihe spannender Work-in-Progress Fassproben präsentierte. Auch darunter befand sich ein waschechter Rye Whiskey.

Nach so viel Irish Whiskey brauchten unsere Mägen wieder etwas Befüllung und natürlich war auch dafür bereits gesorgt, diesmal im Farmgate Restaurant. Dort aß ich die mit Sicherheit beste Lammkeule meines Lebens; allein dafür lohnte es sich. Inzwischen waren wir in Midleton, insofern ist klar, was noch auf uns wartete. Bevor es soweit war allerdings mussten wir noch den örtlichen Pub aufsuchen.

Käsekuchen
Auch die Nachspeisen waren zauberhaft

Tag 4: Cobh und Midleton

Wir fuhren in das pittoreske Städchen Cobh, das über einen der weltweit größten Naturhafen verfügt. Dieser erlangte Bekanntheit dadurch, dass er der letzte Stopp der Titanic vor ihrem Untergang war. Außerdem wurde nahe der Stadt die Lusitania versenkt. Beiden Tragödien wird im Cobh Heritage Center gedacht, einem didaktisch interessant aufbereiteten Museum, in dem wir unseren Vormittag verbrachten. (Als Historiker fühle ich mich allerdings verpflichtet, auf einen Umstand hinzuweisen, den das Heritage Center aus naheliegenden Gründen nicht erwähnt: die Lusitania transportierte mehrere hundert Tonnen Munition, als sie von SM U20 versenkt wurde).

Nach dem Mittagessen war es soweit. Wir besuchten die Jameson Midleton Distillery. Midleton – Karens und meine Whiskeyliebe gleichermaßen. Der Green Spot verführte Karen zum Whiskey, der Redbreast ließ mich mein Begehr für ungemälztes Getreide entdecken und der selbst der Jameson versüßte uns manchen Abend in der Bar. Es wartete also mein Highlight.

Die gewaltige Anlage, in der heute Whiskey gebrannt wird, konnten wir aber nur aus der Ferne begutachten; sie ist z.Z. nicht zugänglich, macht aber selbst auf große Distanz Eindruck. Stattdessen gab es eine Führung durch die historische Brennerei, in der für 150 Jahre produziert wurde, außerdem durch die Mikrobrennerei, in der der begehrte Method and Madness Whiskey entsteht.

Wasserkraft für Whiskey

Die historische Old Midleton Distillery gewährt viele Einblicke in die Geschichte des Irish Whiskeys, von technischen Aspekten wie der weltgrößten  Brennblase (Pot Still), bis hin zu Dingen, die ich für meinen nicht unbedingt hätte wissen müssen, z.B. dass ob der Hitze in der Mälzerei oft nackt gearbeitet wurde und so wirklich blood, sweat and tears im Whiskey steckten. Der junge Mann, der unsere Tour übernahm, sprach darüber hinaus exzellentes Deutsch und hatte einiges Fachwissen, sodass die Führung selbst unseren hohen Ansprüchen ohne Weiteres gerecht wurde. Das anschließende Tasting führte vom Jameson Black Barrel bis zum Midleton Very Rare und war ebenso unterhaltsam wie lecker. …wenn auch der Black Barrel am Ende eben nicht mehr übermäßig attraktiv wirkte. Aber genau dies führte zu einer spannenden Frage: unten im Shop gab es einen Black Barrel Cask Strength zum Selbstabfüllen. Wie schlägt dieser sich im Vergleich? Unser Guide zögerte keine Sekunde und ging mit uns in den Shop, um uns diesen Whiskey auszuschenken.

Tourguide und Grace
Tasting bei Midleton mit unserem jugendlich wirkenden, aber hochkompetenten Tourguide

Ein cleverer Zug von ihm, denn dieser Jameson spielte in einer anderen Liga. Nicht allein die Fassstärke, auch die veränderte Zusammensetzung der Fässer, vier Bourbon und ein Sherry, sorgen für ein geschmackliches Highlight. Da zeigt sich, wie viel selbst in vermeintlichen Standardabfüllungen drinstecken kann, wenn die Fässer gut gewählt sind. Zudem konnte der Whiskey noch selbst beschriftet und etikettiert werden, plus Eintrag in das Kaufbuch.

Den Abend verbrachten wir zunächst im Castlemartyr Resort, einem Landsitz aus dem 18. Jahrhundert, der zu einem Hotel umgebaut wurde und eine hochmittelalterliche Burg direkt angeschlossen hat. In einer luxuriösen Bar bekamen wir Cocktails und hatten ein paar nette Unterhaltungen, dann war es Zeit für das Abendessen. Wieder einmal war die Qualität desselben ganz vorzüglich und ein würdiger Schlusspunkt – leider sollte es unser letztes Dinner in Irland sein. Den Abend, bzw. die Nacht, begingen wir in der Hotelbar, bevor sie schloss und dann in der Lobby. Es galt noch ein paar Samples zu trinken, um unsere inzwischen mit Flaschen überladenen Gepäckstücke zu erleichtern…

Austern im Castlematyr
eine beliebte Vorspeise

Irland als neues Whiskey-Land? Schlussgedanken auf der Heimreise

Nachdem uns vier Tage immer tiefer in den Süden des Ancient East vorstoßen sahen, brauchten wir den fünften Tag, um wieder zum Flughafen Dublin zu gelangen. Mit großer Wehmut begingen wir diese Fahrt nach Norden, doch es musste sein.

Irische Landschaft, karg
Selbst dort, wo die Landschaft karg wirkte, war sie doch malerisch

Am Ende unserer Reise steht eines fest: Irland gehört wieder auf die Landkarte reisefreudiger Whiskyfans. Das wurde auch Zeit! Als ein Mutterland des Whiskys gebührt Irland eine herausgehobene Stellung und die nunmehr knapp 50 Brennereien tun alles, um sich dieser Stellung würdig zu erweisen. Diese derartige Ballung von Tradition, Erfahrung, Kompetenz und Leidenschaft versetzte uns jedes Mal aufs Neue in Staunen, gerade bei den kleineren Betrieben. Vielleicht das Faszinierendste der irischen Whiskeywelt ist ihre gewaltige Vielfalt, so ist inzwischen nahezu jeder Whiskeystil vertreten, von Single Malt zu Pot Still Whiskey, von Rye zu Blends. Fast jede Distillerie hat  ihren eigenen Mikrokosmos gebildet, deren Summe an Diversität und Qualität absolut nichts in der Welt nachsteht.

Doch dies allein ist es nicht, das den Reiz einer solchen Whiskeyreise ausmacht. Es ist die Einbettung in eine bisweilen fast träumerisch wirkende Kulturlandschaft mit tiefen Wurzeln in einem Land, das obwohl am Rande Europas gelegen, schon seit der Spätantike integraler Bestandteil der Idee Europas war. Die Idylle und Seelenruhe, die sich in einigen Regionen finden lässt, gehört ebenso dazu wie ungestüme Nächte in lauten Pubs. In einem solchen Umfeld so vielfältigen Whiskey in einer seiner Geburtsstätten zu genießen, wird alle Whiskyfans tief berühren.

Vielleicht ist das Schicksal Irlands mit dem Whiskey verbunden. Die harten Zeiten des 20. Jahrhunderts und der gleichzeitige Schwund der Whiskeyindustrie sind zum Glück längst Geschichte. Das Irland des 21. Jahrhunderts hat sich freigerungen aus der schier endlosen Spirale von Gewalt, Krieg und Armut, ist heutzutage eher auf dem Weg, ein europäisches Sinnbild für erfolgreiche Friedensprozesse und wirtschaftliche Erholung zu werden. Dazu passt nur, dass gleichsam der Irish Whiskey aufblüht. Er erlebt seinen zweiten Frühling.

Selfie
Ein letztes Selfie

Wir danken Entdecke Irland dafür, die süßen Früchte dieses Frühlings vor Ort unter besten Bedingungen auskosten zu dürfen. Wer also auch nur etwas für Whisky übrig hat, sollte bei der nächsten Reiseplanung Irland ins Auge fassen. Es lohnt sich.

[Achtung: die Reise wurde vollständig von Entdecke Irland geplant, durchgeführt und finanziert. Der Bericht ist also Werbung. …wohlverdiente Werbung allemal.]

3 Comments

  • Jameson Black Barrel Cask Strength - DoktorWhisky.de 11. Juni 2023 at 1:12 Reply

    […] taten wir sehr gern nach unserer Besichtigung der historischen Brennerei. Der im April 2023 abfüllbare Jameson Black Barrel Cask Strength kommt […]

  • Der andere Pot Still Whiskey - DoktorWhisky.de 8. Juli 2023 at 0:10 Reply

    […] sondern auch Geschäftsführer der Blackwater Distillery. Sein Enthusiasmus, von dem wir uns auch vor Ort selbst überzeugen konnten, wurzelt nicht zuletzt in der Begeisterung für das Experimentieren mit […]

  • Ballykeefe Single Pot Still Whiskey - DoktorWhisky.de 30. Juli 2023 at 12:22 Reply

    […] der Geschmack, denn sonst müsste schließlich gar kein Whiskey gebrannt werden. Wir konnten uns vor Ort selbst überzeugen von Morgans Leidenschaft und seinem Bestreben, mit seinem Familienbetrieb Irish Whiskey […]

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