Simon’s Bavarian Rye Whisky

Deutscher Roggen in deutschem Fass

Whiskey oder Whisky? Simon’s Feinbrennerei

Simon’s Feinbrennerei wird mir immer in Erinnerung bleiben, denn von ihr stammt der erste deutsche Rye Whisky, den ich bewusst wahrgenommen habe. Einer gewissen Kontingenz zum Trotz überrascht dies nicht. Die Brennerei hat vor jeher Inspiration in der Vielfalt des Whiskys gesucht und dabei irische ebenso wie amerikanische Vorbildern aufgenommen. So erklärt sich im Übrigen die Schreibweise Whiskey, die allerdings nicht konsequent beibehalten wird.

Die Familie Simon lässt sich bis in das frühe 18. Jahrhundert nachverfolgen, bewirtschaftet ebenso lang ein Gut im unterfränkischen Alzenau und darf seit 1879 Alkohol brennen. In nunmehr fünfter Generation führt Severin Simon diese Tradition fort. Er setzt aber nicht zuletzt mit dem Whiskey neue Akzente.

Das irische Vorbild wird in der Verwendung von gemälzter und ungemälzter Gerste deutlich, die von den eigenen Feldern stammt und dem Pot Still Whiskey vielleicht ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland verschaffen könnte. Ein American Style mit Mais fehlt ebenso wenig wie ein Whiskey mit Emmer und eben einer mit Roggen. Wir hoffen sehr, dass Simon sich weiter treu bleibt und die Vielfalt der Whiskywelt zelebriert.

Clash of Styles

Rye Whisky. Ohne E, aber mit Eiche aus dem Spessart

Warum Simon ausgerechnet beim Rye auf das typische E verzichtet, muss an dieser Stelle offen bleiben. Da der moderne Rye Whisky seinen Ursprung in der neuen Welt hat und dort zu einem erheblichen Anteil von deutschen Emigranten wie Böhm/Beam geprägt wurde, läge eigentlich nichts näher als auch Simon’s Rye in der typisch amerikanischen Schreibweise zu belassen.

Abgesehen davon macht die Abfüllung einen guten Eindruck. Die elegante Flasche mit jovialem Etikett weiß optisch gerade wegen dieses Kontrasts zu überzeugen. Zu 100% aus gemälztem Roggen hergestellt und damit doch eher der neuen europäischen Spielart des Ryes verschrieben, wurde der Whisky drei Jahre in frischer Eiche aus dem Spessart gereift und mit 43% ABV abgefüllt.

Die Kombination aus frischer deutscher Eiche und Roggenwhisky habe ich mir schon lange gewünscht, gleichwohl ich den ungemälzten Roggen bevorzuge. Das Mälzen nimmt ihm doch etwas von seiner Würze, aber das ist eine Frage persönlicher Präferenzen. Manch anderer schätzt gemälztes Getreide, besonders in Deutschland.

Nase

Nasser Fichtenwald und frische Kräuter wie Salbei zaubern dem Ryefan ein Lächeln ins Gesicht. Dann folgen karamellige Süße und ein Spritzer Zitrone. Ganz im Hintergrund liegen rote, saure Beeren und etwas Nelke.

Geschmack

Es bleibt frisch und kräuterig. Tatsächlich treten die Kräuter stärker hervor, besonders Salbei, Thymian, milde Pfefferminze und Holunder. Dazu kommt jedoch eine beachtliche Süße von Akazienhonig und Kandiszucker. Bisweilen erinnert der Whisky damit an von Honig umhüllte Kräuterbonbons. Ein Hauch Eichenwürze rundet den Geschmackseindruck ab.

Abgang

Lang und kräftig, da die Kräuter noch gewaltig nachhallen, aber auch das Fass mit seiner Würze deutlicher wird.

Wartet darauf, geöffnet zu werden

Fazit: das richtige Rezept

Simon hat hier das richtige Rezept gefunden. Das kräuterige Destillat und die Eiche, von der die Honigsüße stammen dürfte, ergänzen sich ganz vorzüglich. Dass das Mälzen vielleicht ein paar Ecken und Kanten abgerundet hat, stört bei diesem Konzept nicht. Im Gegenteil, die Grundanlage des Whiskys überzeugt auf ganzer Linie.

Allerdings ist der Whisky trotz des Honigs noch sehr vom Destillat bestimmt. Und gerade Roggen hat eine sehr dominante Aromatik, die von der Eiche stärker gezügelt werden sollte – sowohl durch subtraktive als auch durch additive Reifung. Letztere scheint noch nicht so weit fortgeschritten zu sein. Eventuell bringen zwei Jahre mehr im Fass noch mehr Würze und Süße. Auch drei Prozent mehr ABV wären der Überlegung wert.

Bei dieser Kritik darf nicht unerwähnt bleiben, dass ich großer Freund von Eichengeschmäckern bin, daher eigentlich immer mehr Eiche möchte. Kritik ist eben subjektiv. Dessen ungeachtet bleibt aber ein toller Whisky, der seinen Weg gefunden hat. Und wer weiß, zu welchen Höhen dieser Weg noch führen mag?

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