Salzatal Single Grain Whisky

Der erste Whisky aus Sachsen-Anhalt

Die Gerhard Büchner Feindestillerie

Am Süßen See, nahe Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt, steht die Feindestillerie von Gerhard Büchner. Es ist eine recht typische Geschichte, die diese Brennerei zum Whisky führt. In erster Linie für Obstbrände bekannt, lockte irgendwann der Whisky so sehr, dass auch er ins Portfolio aufgenommen wurde. Die Anregung kam spannenderweise von der Brauerei Landsberg, die bei Büchner einen Bierbrand machen ließ. Von da war es kein weiter Weg mehr zu Whisky, zumal vor 10 Jahren, mitten im Whisky-Boom.

„Wer meinen Whisky kostet, der trinkt natürlich Heimat“, sagt Büchner, der großen Wert auf regionale Zutaten legt. Denn das Ziel ist ausdrücklich nicht die Imitation schottischen Whiskys, „sondern etwas eigenes, mit der Region verwachsenes zu schaffen.“ Das klingt schon mal gut.

Was in der konservativen Ecke der deutschen Whiskyszene gern als Malus ausgelegt wird, nämlich die Abkunft von einem Obstbrenner, wird am Süßen See bewusst zu einem Vorteil gekehrt. Nach den Reifungen in traditionellen Fässern wie (Stark-)Wein oder Bourbon erhalten die Whiskys ein Finish in Fässern, die zuvor mit hauseigenen Obstlikören belegt waren. Ein Finish mit einem Fass, das vorher etwa Likör aus schwarzer Johannesbeere oder Aprikose trug, dürfte Seltenheitswert besitzen.

Und wieder Single Grain

Uns hat es eher zufällig auf die Website der Brennerei geführt und genauso zufällig fanden wir dort den Single Grain für schlanke 20 Euro im Angebot (0,5l). Aus einer Recherche wurde so ein Einkauf, wieder einmal. Zwar ist der Single Grain weniger aufregend als die oben genannten Finishes, er bietet ob seiner konventionelleren Struktur aber eine gute Gelegenheit, den Brennereicharakter kennenzulernen. Im Portweinfass gereift und aus lokalem Weizen destilliert, wird dieser Whisky als Single Grain geführt.

Mit dieser Bezeichnung tut man sich keinen Gefallen. Es wäre einen eigenen Artikel wert, dies genau auszuführen. An dieser Stelle nur so viel: ‚Single Grain‘ ist eine schottische Kategorie. Heimischen Whisky so zu kategorisieren, weckt bei den schottisch geeichten Whiskyfans hierzulande Assoziationen mit eben jenem schottischen Grain Whisky – und die sind selten gut, trotz exzellenter Grains. Gerade dann, wenn von man sich von Scotch absetzen will, wäre eine andere Benennung sinnvoller.

Das ist umso wichtiger, da der Geschmack eines solchen weizenbasierten Whiskys im Portweinfass eine individuelle Ausprägung verspricht. Die sanft-fruchtige Süße des Weizens und die schwere, rotfruchtige Süße des Ports sollten gut harmonieren.

Nase

Tatsächlich treffen rote Früchte die Nase als erstes, doch direkt dahinter drückt eine schwere, klebrige Süße an die Front, die am ehesten Akazienhonig oder vielleicht Sirup gleicht. Insgesamt allerdings ist der Whisky recht leicht. Frische, helle Beeren, ja fast Weintrauben lauern im Hintergrund und entfalten sich erst mit der Zeit. Unter allem liegt die leichte, getreidige Note von Weißbrot.

Geschmack

Der fruchtige Charakter kommt auf der Zunge noch deutlicher zum Vorschein. Rote, reife Äpfel, Rosinen und Pflaume wirken zwar nicht unbedingt frisch, sondern eher leicht gedämpft, fast als lägen sie auf einem warmen Ofen. Aber das passt recht gut zu dem Akazienhonig. Etwas unter gehen nun die getreidigen Noten. Dafür zeigen sich ein Hauch Eichenwürze und ein Anflug von Tabak.

Abgang

Der Abgang ist kurz, betont noch einmal den Honig, lässt aber auch dem Getreide etwas mehr Raum. Zum Schluss machen sich Tannine bemerkbar.

Fazit: Solider Whisky mit gutem PLV

Der Salzatal Single Grain überzeugt. Das Konzept ist sehr stimmig, da der leichte Weizen gut mit dem Port-Einfluss harmoniert. Die wohl vom Getreide herrührende Honigsüße und dessen leichte Fruchtigkeit vertragen sich besonders in der Nase exzellent mit den schwereren Aromen des Portweinfasses. Im Mund übernimmt das Fass ein wenig mehr, was erstaunlich ist. Das vermutlich junge Alter fällt vor allem beim Abgang doch auf, im Grunde tut es dem Genuss jedoch wenig Abbruch.

Besonders bemerkenswert ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Regulär für 30 Euro zu haben, im Angebot für 20 Euro, gibt es keinen Grund zur Klage. Deutscher Whisky muss nicht teuer sein. Zwar reden wir nicht von schottischem oder amerikanischem Preisniveau, allerdings findet sich aus Deutschland nicht oft etwas vergleichbar günstiges.

Ehrlich gesagt kann ich dem Whisky daher kaum missgünstig gewogen sein. Er ist solide, relativ unkompliziert und hat ein klares Konzept sowie einen guten Preis. Fans deutschen Whiskys sei der Salzatal Single Grain daher uneingeschränkt empfohlen.

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