Stonewood Bairish Coffee
Irish Coffee war gestern
Von Irland nach Bayern
Mit dem Jameson Cold Brew kam vor zwei Jahren eine Innovation auf den Whiskymarkt. Die aus Kaffee-Extrakt und Whiskey hergestellte Spirituose sollte neue Zielgruppen erschließen und nicht zuletzt für die Bar-Szene interessant sein. Cocktails auf Whisky und Kaffee-Basis sind dort durchaus geläufig.
Die Kombination aus Kaffee und Whisky leuchtete wohl nicht nur auf der Grünen Insel ein. Auch im Steinwald erkannte man das brachliegende Potential. Die Brennerei Schraml kann für sich in Anspruch nehmen, eine der ältesten deutschen Whisky-Brennereien zu sein. Sie überzeugt heutzutage vor allem durch innovative und handwerklich gelungene Whiskys; besonders angetan hat es mir der Woaz, ein Weizen-Whisky, dessen Entstehungsprozess mit vergorener Weißbierhefe beginnt. …also eine typisch bayerische Idee.
Nicht ganz Bayern, aber nicht minder spannend ist ihr neuester Versuch, Kaffee und Whisky zu kombinieren: der Bairish Coffee.
Drà-Arabica
Als Whiskygrundlage dieses Likörs dient der dritte Whisky aus dem Hause Stonewood, der Drà. Genannt ‚der Elegante‘, reifte dieser 5-jährige Single Malt in Missouri-Weißeiche und kommt mit ganz klassischen, leichten Aromen. Vermählt wird er mit mazerierten Bohnen der Coffea Arabica und Coffea Canephora, die zuvor schonend bei 190°, also niedrig temperiert, geröstet wurden.
Nun ist Gregor Schraml nicht nur erfahrener Brennmeister, wenn es um Whisky geht, sondern versteht auch einiges von Likören. Der Espresso Arabica-Likör an sich ist schon lecker, davon konnten wir uns bei der Schoko-Kaffee-Whisky-Messe überzeugen, doch zusammen mit den feinen Aromen des Whiskys und seiner größeren alkoholischen Kraft kommt der Bairish Coffee auf ein ganz anderes Niveau.
Hier ist zu loben, dass der gute, 5-Jahre alte Single Malt zum Einsatz kam – und damit ein qualitativ hochwertiger Whisky. Gerade bei solchen Mischungen mit markanten Geschmacksträgern wie Kaffee sind viele versucht, einfacheren Whisky zu nehmen. Auch Jameson dürfte nur seine Massenware für den Cold Brew verwendet haben. Schramls Entscheidung, den Drà zu verwenden, bekräftigt den Anspruch auf hohe Qualität.
Es bleibt noch zu erwähnen, dass der Bairish Coffee wirklich Koffein enthält.
Nase
Tatsächlich sind Röstnoten und Espresso die ersten Eindrücke in der Nase. Dahinter folgt etwas Vanille. Typische Single Malt-Aromen bleiben weitgehend im Hintergrund, sind aber merklich vorhanden.
Geschmack
Ganz ähnlich präsentiert sich der Bairish Coffee im Mund; dominant sind die Kaffee-Geschmäcker. Cremig und voll geben sich Mocca und Espresso die Hand, aber auch dunkler Kakao, der beinahe bitter wirkt und darum einen interessanten Kontrapunkt setzt. Florale Vanille und ein Hauch Apfel vervollständigen das Bild gekonnt.
Abgang
Hier kommt der Whisky etwas mehr zum Vorschein. Der ohnehin recht schokoladige Abgang des Drà passt hervorragend zum Bairish Coffee, zeigt aber auch eine überraschende Frische.
Fazit: extrem gelungen
Whisky spielt hier augenscheinlich die zweite Geige, sorgt hintergründig aber für die nötige Tiefendimension, um ihn von anderen Likören positiv abzuheben. Und immer wieder blitzt der Whisky mit seiner Qualität hervor. Daher wirken auch die süßen, vollen Kaffeearomen so viel runder, als man dies gewohnt ist.
Der Bairish Coffee ist schon pur ein Genuss, doch mit aufgeschlagener Sahne ist er, wie empfohlen, ein Traum. Überhaupt dürfte er sich ganz vorzüglich in Cocktails und Mischgetränken machen.
Die Zielgruppe dürfte weniger der typische Single Malt-Trinker sein, auch wenn dieser sicher Gefallen daran findet. Der Bairish Coffee erschließt neue Zielgruppen, nicht zuletzt Kaffee-Fans. Wer Kaffee und Whisky mag, darf diesen Likör auf gar keinen Fall verpassen.
Sehr schön beschrieben Kai. Macht lust auf mehr. ?