Tipps für einen gelungenen Whisky-Abend. Teil 1: Überblick
Wir werden uns in dieser Serie von Artikeln mit einer wichtigen Fragen befassen: was macht einen gelungenen Abend mit Whisky und Freunden aus? Wie gelingt der perfekte Whisky-Abend. In Teil 1 bieten wir einen groben Überblick. Die Themen der einzelnen Paragraphen werden wir in weiteren Artikeln der Serie vertiefen.
Warum ein Whisky-Abend?
Als Whisky-Abend bezeichnen wir, wenn sich Freunde treffen, um in ungezwungener Atmosphäre einige gute Tropfen genießen zu können. Natürlich ist der Whisky wichtig, aber noch wichtiger ist das Zusammenspiel von geselliger Runde und bewusstem Genuss.
Warum ein Whisky-Abend bei sich zu Haus oder bei Freunden und kein Whisky-Tasting im Fachgeschäft? Tatsächlich bekommt man im Fachgeschäft eine Veranstaltung geboten, die von kompetenten Verkäufern geleitet wird und vermutlich auf höchstem Niveau spielt. Nur ist es genau das: eine kommerzielle Veranstaltung in fremder Umgebung.
Sich bei Freunden zu treffen, schafft eine vertraute Atmosphäre und baut Hemmungen ab. Gespräche sind ganz ungezwungen und müssen nicht einmal den Whisky in den Vordergrund stellen. Außerdem kann jeder so viel trinken, wie er möchte, in der genau der Weise, die er möchte.
So lässt sich ein klassisches Tasting mit einem ebenso klassischen Abend bei guten Freunden kombinieren. Es ist das beste zweier Welten.
Braucht es nicht Vorwissen zum Whisky bzw. Erfahrung?
Eigentlich nicht. Natürlich ist es gut, wenn sich jemand auskennt. Die schönen Geschichten um einzelne Brennereien und Marken können unterhalten und einen Rahmen bieten. Ein trainierter Geschmackssinn erkennt Nuancen besser.
Es ist aber genauso gut möglich, sich ganz ohne Hilfe an den Whisky heranzutasten und die Reise selbstständig zu anzutreten – und die startet immer mit dem ersten Schritt.
Und wer doch mal nicht weiterweiß, schaltet einfach eines der Verkostungsvideos von Horst Lüning an. Er ist (auf seine Weise) unterhaltsam und kompetent gleichermaßen, also ein idealer virtueller Begleiter. Freilich gibt es auch andere sehr gute Whisky-Kanäle, auf die wir später noch eingehen werden.
Welcher Whisky soll getrunken werden?
Welche Whisky-Flaschen (oder Proben) dabei zusammen probiert werden, hängt einerseits natürlich am Geschmack der Teilnehmer. Andererseits gibt es jedoch Zusammenstellungen, die gut miteinander harmonieren und einige, die das nicht tun.
Hierbei gibt es zwei unterschiedliche Herangehensweisen: Eine Zusammenstellung von Whiskies, die geschmacklich nah beieinanderliegen, oder Whiskies, die sich vom Geschmack stärker unterscheiden. Ersteres hat den Vorteil, Nuancen besser herausschmecken zu können; letzteres betont die Vielfalt des Whiskys. Man muss dabei aber aufpassen, nicht zu wild zu mischen. Der mild-süßliche Tennessee Whiskey und der schwer-rauchige Islay harmonieren nur bedingt …
Wir bei DoktorWhisky.de empfehlen Einsteigern, sich an einem Abend auch nur an eine Art von Whisky zu halten. Sinnvoll sind dabei vor allem Single Malt und Bourbon. Fortgeschrittene dagegen mögen eine Kollektion regionalen Whiskys probieren, bekannt ist natürlich die legendäre Malts of Scotland-Serie. Aber man kann ohne weiteres tiefer gehen, Highlands, Lowlands, Speyside etc. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der internationale (also nicht irish-schottische) Whisky. Japan hat eine berühmte Whisky-Kultur, aber auch Indien und Taiwan sollten nicht unterschätzt werden.
Die regionale Herangehensweise sorgt für eine leicht zugängliche, thematisch und meist auch geschmacklich konsistente Kollektion.
Wieviel?
Wenn es um den feinen Geschmack geht, sollte natürlich nicht allzu viel getrunken werden. Aber an einem langen Abend können durchaus vier oder fünf Gläser (2cl) Whisky genossen werden.
In welcher Reihenfolge?
Bei der Reihenfolge gilt eigentlich immer von leicht zu schwer, von nicht-rauchig zu stark rauchig, von weniger Alkohol zu stärkeren Abfüllungen.
Besonders im Zweifelsfall ist der Alkoholgehalt eine sinnvolle Richtschnur. Geschmacksknospen reagieren stark auf Alkohol. Immerhin handelt es sich nicht nur um einen Geschmacksträger, sondern auch um ein Nervengift. Wer sich schrittweise an höheren Alkoholgehalt herantastet, hat am meisten vom Geschmack.
Geht es auch anders?
Klar. Ausnahmen und Abweichungen von solchen Empfehlungen sind immer möglich. Manchmal sind sie sogar nötig, aber dies werden im Detail in weiteren Artikeln besprechen.
Welche Gläser?
Nosing Gläser. Punkt. Das sind kleine, tulpenförmige Gläser mit oder ohne Stil, in denen sich das Aroma der Whiskys besser einfangen lässt.
Tumbler, also becherförmige Gläser mit breitem Mund, sind nicht zu empfehlen. In diesen nämlich verfliegt das Aroma zu schnell. Whisky aus solchen Gläsern zu trinken, stammt aus der Zeit der Prohibition. Damals war oft nur selbstgebrannter, schlechter Whisky verfügbar, dessen Geruch niemand ertragen konnte. Das sagt schon genug.
Was ist mit Eis?
Ben&Jerries als Nachtisch zum Bourbon vielleicht. Gekühlt sollte Whisky aber eher selten getrunken werden. Das bindet die Aromenstoffe und reduziert das Geschmackserlebnis erheblich.
Das heißt nicht, dass Eiswürfel grundsätzlich falsch sind. An einem warmen Sommertag, wenn einem die Lust nach einem leichten und unkomplizierten Whisky oder einem Longdrink überkommt… Aber beim Whisky-Abend ist Eis nicht zu empfehlen.
Und Wasser?
Statt Eiswürfeln wird oft die Zugabe von ein paar Tropfen Wasser empfohlen, das den Whisky aromatisch weiter öffnen soll. Das klappt besonders gut bei starken Abfüllungen (z.B. Cask Strength). Nötig ist dies unserer Ansicht nach aber nur dann, wenn das alkoholische Brennen zu groß wird.
Als Wassermarke können 50% gelten. Hat ein Whisky mehr Prozente, kann ein halber oder ganzer Teelöffel Wasser Abhilfe schaffen.
Welche „Begleitgetränke“? Wasser?
Wasser bietet sich freilich an, weil es geschmacksneutral ist. Bier, Wein und andere Alkoholika sollten, wenn überhaupt, vorher getrunken werden. Softdrinks sind aufgrund ihrer großen Süße keine besonders guten Begleiter – auch wenn das Koffein von Cola z.B. einigen Effekten des Alkohols entgegenwirkt.
[Anmerkung von Karen: das glaubt auch nur Kai. Er trinkt regelmäßig Cola zum Whisky.]
Kann man etwas dazu essen?
Daran scheiden sich die Geister. Manche empfehlen Brot, andere halten dies für einen fatalen Fehler.
Die meisten Knabbereien sind wegen ihrer künstlichen Zusatzstoffe, ihrer Intensität und manchmal auch Schärfe irritierend. Sie lenken vom Whisky ab und verfälschen sogar die Wahrnehmung.
Wir lehnen Essen aber nicht grundsätzlich ab, wenn es sich um kleine Häppchen oder Brot handelt, die nicht zu geschmacksintensiv sind. Sie sollten aber nur zwischen den Schlucken Whisky gegessen werden, am besten mit großen Pausen.
Braucht man weiteres Zubehör?
Nicht zwingend. Es gibt durchaus einige nette Sachen, die den Whisky-Abend stimmiger ausgestalten können. Spezielle Pipetten, um einzelne Wasser in genau der gewünschten Menge zum Whisky zu geben, Deckel für Gläser, damit das Aroma sich nicht verflüchtigt, usw.
Aber dies ist nicht unbedingt nötig. Teelöffel statt Pipette tut es z.B. auch, wenn man geschickt genug hantiert. Der im englischen Raum sehr berühmte Whisky-Tester Ralphy macht es genauso und nicht anders.
Ich frage mich bei jedem Tasting aufs Neue, ob die Fassstärke ans Ende besser passt oder der Rauchigste im Tasting 😀 Am besten eine der Variablen konstant halten, denke ich…
Gute Frage… der Artikel ist ja schon etwas betagt und ich denke, so würde ich es heute nicht mehr schreiben.
Da muss ich mal drüber nachdenken. Aber eine Konstante zu haben, ist sicher richtig.