Bücher und Whisky – Rezensionen I
Der Pfau von Isabel Bogdan
(aus der Sicht eines Whiskyliebhabers)
Bogdans Roman macht einen guten ersten Eindruck und zwar dank eines optisch ansprechenden Covers. Im Laufe der Lektüre lernt man es umso mehr zu schätzen, da es Elemente der Story widerspiegelt, ohne zu spoilern. Dass es sich gut neben einem Glas Whisky macht, sei auch noch erwähnt.
Handlung
Die Handlung ist kurz skizziert: eine Gruppe von Bankern fährt zu einem Seminar in das schottische Hochland, um dort etwas über Teamgeist zu lernen. Sie sind dazu in einem rustikalen Anwesen untergebracht, dessen Eigentümer – die McIntoshs – auch einige Pfauen halten. Der eponyme Pfau ist jedoch verrückt geworden und seine Macken führen zu immer abstruseren Verwicklungen mit dem Seminar der Banker.
Welche Rolle spielt der Whisky?
Ein Roman, der im schottischen Hochland spielt, kann freilich nicht auf Whisky verzichten. Im Roman wird er fast ausschließlich dafür verwendet, um die Nerven der Protagonisten zu beruhigen und um angespannte Situationen zu beruhigen. Ein schönes Beispiel dafür ist, wie die Gäste des Anwesens mit den McIntoshs einen Whisky trinken, um über den Schock der ersten Pfau-Eskapade hinwegzukommen.
Das ist natürlich ein Aspekt der schottischen Whisky-Kultur, aber es ist eben auch etwas stereotyp. Das tut zum Glück dem Narrativ (bzw. der Qualität desselben) keinen Abbruch. Etwas raffinierter ist da schon, dass der Drambuie-Whiskylikör zwar direkt vor einer semi-erotischen Episode getrunken wird, entgegen dem zu erwartenden Topos aber nicht die Ursache für Nacktheit und Berührungen ist.
Einen letzten Auftritt hat der Whisky in einem Hot Toddy, also einem Heißgetränk mit Whisky, das der kränkelnden Chefin zur Genesung geboten wird. Das Rezept findet ihr übrigens hier und einen historischen Abriss des Getränks hier.
Gesamteindruck
Der Roman ist leichte Lektüre, sehr unterhaltsam und dennoch voller Spitzen gegen die Konventionen zwischenmenschlicher Interaktion. Gemäß der Ausgangslage findet sich in der Erzählung auch einige Situationskomik, z.B. wenn eine Gruppe von Bankern im Wald eine Hütte bauen soll. Und wer kennt nicht diese albern bis unangenehmen Situationen in Rollenspielen? Immer wieder zeigt sich die Autorin als gute Beobachterin mit zumeist trockenem Humor.
Allerdings ist es ein harmlos gefälliger Humor. Zynismus etwa kommt, wenn überhaupt, nur sparsam dosiert zur Geltung. Das ist einerseits eine Stärke, weil diese Art von Humor wirklich jeden anspricht, andererseits werden einige Chancen vergeben, etwas böswilligere Spitzen anzubringen. Außerdem leidet der Roman an einer unnötigen Länge im Mittelteil und die Figuren könnten tiefergehend charakterisiert sein.
In einem Interview fand ich bestätigt, was ich vermute habe: seinen Ursprung hatte der Roman in einer Kurzgeschichte. Das erklärt, warum sich die Erzählung bisweilen etwas zieht, da manche Kapitel wie Füllmaterial erscheinen; und es erklärt, warum die Charaktere etwas Tiefgang vermissen lassen.
Jedoch verdankt der Roman dem Ursprung als Kurzgeschichte einige Stärken. Gerade der Anfang ist flott, die Struktur ist klar und die Figuren funktionieren in ihrer Rolle. Insofern kann eine Empfehlung ausgesprochen werden.
[…] Euch, denen der Sinn eher nach einer epischen Abhandlung denn einer historischen steht, haben wir hier etwas passendes zum […]
[…] Falls Ihr nun mit Eurem Hot Toddy eingekuschelt auf der Couch sitzt und noch nach der dazu passenden Lektüre sucht, die neben eben diesem Getränk noch verschrobene Schotten, verrückte Vogelviecher und eine wunderschöne Landschaft enthält, schaut doch mal hier. […]