Lagler Pannonia Korn Malt Strong

Laglervulin? Und: Whisky oder Korn?

Die Brennerei Lagler und der (Nicht-)Whisky

Lagler hat eine lange Geschichte. Ihre Lizenzen zum Brennen gehen auf Maria Theresia zurück, also ins 18. Jahrhundert. Die Brennanlagen dagegen sind hochmodern. Eingerichtet im Jahre 2009 operiert Lagler mit einer Vakuumtechnik und einem Niedertemperaturdestillationsverfahren, sodass bei nur 38° gebrannt werden kann. Dies soll die Aromen der Grundstoffe besser bewahren.

Whisky stellt den jüngsten Zweig der Lagler-Familie dar. Allerdings nennen sie es nicht Whisky, jedenfalls nicht immer. Auf den Flaschen stehen Namen wie „Best Korn Burgenland“ oder „Pannonia Korn Malt“; im Shop werden sie unter Whisky geführt.

Im Grunde handelt es sich um Whisky, da die Herstellung und Reifung dieselbe ist. Lagler legt jedoch großen Wert darauf, „nicht irisch, nicht schottisch, nicht amerikanisch sondern eigenständig, identisch, unvergleichlich“ zu sein. Vermutlich rührt daher die Entscheidung, das Produkt nicht Whisky zu nennen; eventuell können auch einige rechtliche Voraussetzungen nicht erfüllt werden. Wir wissen es nicht. So heißt es am Ende schlicht: fassgelagerter Kornbrand.

Auf jeden Fall zu loben ist die Entscheidung, etwas eigenständiges zu wagen.

Pannonia Korn Malt Strong

Der Name Pannonia ist für mich als Althistoriker und Whiskyfan natürlich doppelt ansprechend; neben dem historischen Bezug stellt Lagler den regionalen Bezug in den Vordergrund. Abgefüllt mit kräftigen 50% reifte er für drei bis fünf Jahre in verschiedenen Fässern. Zum Einsatz kommen dabei Fässer aus dem lokalen Burgenland: Weiß-, Rot- und Süßwein. Auch diese Art Regionalbezug tut gut, zumal sie ein anderes Geschmackserlebnis als die übliche Kombination von ex-Bourbon und ex-Starkwein (Sherry, Port etc.) verspricht. Passend dazu befindet sich in Laglers Whiskykeller auch gleich die Vinothek.

Tatsächlich ist es schwer, sich vor dem Verkosten ein Bild zu machen. Aber das muss kein Malus sein. Statt vom schottischen Vorbild geprägte Erwartungen zu schüren und den (Nicht-)Whisky in ein entsprechendes Korsett zu schnüren, eröffnet die bewusste Andersartigkeit Chancen zu einer objektiveren Bewertung.

Zwar sind wir so sehr auf Whisky geeicht, dass dieser Maßstab wohl oder übel angewandt wird, aber eventuelle Abweichungen von den Erwartungen müssen in diesem Rahmen nicht als Bug, sondern als Feature gesehen werden.

Nase

Der ganze Kräutergarten heißt die Nase willkommen: Gras, Lorbeer, Minze, Brennnessel, auch Radieschen und etwas Wacholder. Dann steigt der Geruch nasser Gartenerde nach einem Sommerregen auf. Hier entsteht ein zarter, erdiger Rauch. Der Rauch wird langsam stärker und darunter liegt frisch-geschnittenes Obst, vor allem Apfel. Ganz am Ende kommt noch klassische Honig- und Vanillesüße zum Vorschein.

Geschmack

Trotz 50% ABV tritt der Lagler mild an. Im Mund ist er weniger kräutrig, zeigt mehr dunkle Früchte, Vanille und Karamell. Das dürfte der Einfluss der Fässer sein und er ist sehr willkommen. Ebenfalls von der Eiche rührt sicher der Pfeffer her, der dem süßen Erlebnis etwas Würze verleiht. Die Kräuter bleiben trotz ihrer größeren Zurückhaltung noch markant; die Radieschen gewinnen sogar an Ausdrucksstärke.

Abgang

Der Abgang ist lang und würzig, tatsächlich bisweilen sogar bitter. Das passt jedoch hervorragend zu den Kräutern und lässt den Whisky/Nicht-Whisky in guter Erinnerung zurück.

Fazit: Whiskyfans sollten probieren

Als Whisky ist der Pannonia Korn Malt ungewöhnlich. Gerade die ausgeprägte Kräuternote hebt ihn von klassischen Whiskys ab. Der erdige Rauch hat manchen zur Bezeichnung als ‚Laglervulin‘ verleitet, doch von Islay ist man hier weit entfernt. In der Nase bildet der Pannonia Korn Malt ein einzigartiges Profil heraus. Im Mund dagegen erscheint er wieder etwas konventioneller, leichter zugänglich.

Ist es nun ein Whisky? Kurz: vielleicht. Die eigentliche Frage ist doch eher, ob Whiskyfans damit etwas anfangen können. Und das können wir nur bestätigen. Bei einigen Aromen fühlt sich der Whiskyfan direkt zu Hause, andere überraschen. Positiv ist in jedem Fall zu vermerken, dass der Genuss durch keinerlei Fehlnoten gestört wird, wie z.B. metallischer Jugend. Der Fasseinfluss entfaltet sich nicht so stark, wie man das bei den sehr interessanten Fässern hoffen mag, und ein paar Jahre mehr im Holz täten diesem (Nicht-)Whisky sicher gut. Das heißt aber auf überraschend hohem Niveau zu meckern, insbesondere weil das Mundgefühl trotz 50% ABV schön weich ist.

Wir empfehlen, den Pannonia Korn Malt Strong unvoreingenommen zu probieren, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. Auch wenn er vielleicht nicht der Liebling aller deutschen Whiskyfans wird, bereichert er die europäische Whiskylandschaft erheblich. Er bezeugt nicht zuletzt eindrucksvoll, dass der althergebrachte fassgelagerte Kornbrand eben doch nicht so weit weg von Whisky ist, wie das manch erzkonservative Stimmen zu behaupten pflegen.

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