Sturmiushof Dinkel-Whisky

Ein echter Geheimtipp

Der Sturmiushof und sein Whisky

Der Sturmiushof ist eine Kleinbrennerei in Hammelburg. Die „Rhöner Whiskybrenner“ Doris und Walter Zeitz produzieren tatsächlich in sehr kleinen Mengen. Ihren Whisky außerhalb der Brennerei zu bekommen, gestaltet sich daher recht schwierig. Zum Glück besuchen sie einige Messen, sodass es genügend Gelegenheit gibt, ihren seltenen Whisky zu verkosten.

Was den Sturmiushof neben kleinen Chargen auszeichnet, ist die enorme Vielfalt des angebotenen Whiskys und die Experimentierfreue der Brenner. Die Maischen reichen von den Klassikern wie gemälzter Gerste und Roggen über den hierzulande ungewöhnlichen Mais bis hin zu Dinkel. Auch die Fassauswahl steht dem nicht hintan: Eiche und Kastanie, ex-Bourbon und ex-Cognac, ex-Banyuls und so weiter… Hammelburg als älteste Weinstadt Deutschlands bietet sich freilich an für zahlreiche Weinfassreifungen.

Es entbehrt nicht der Ironie, dass eine der kleineren und wenig bekannten Brennereien vielleicht mit der breitesten Produktpalette aufwartet. Natürlich hat dies Nachteile, z.B. dass es die Profilschärfung beeinträchtigt oder eben dass die Flaschen ob kleinster Stückzahlen noch schwerer erhältlich sind. Andererseits begrüßen wir Experimentierfreude und die Art Leidenschaft zum Whisky, die sich nicht sklavisch an eine Machart hält.

Auch uns beeindruckte das Portfolio auf dem Craft Spirits Festival 2020 und die Entscheidung, welchen Whisky wir mitnahmen, fiel uns ausgesprochen schwer. Letztlich entschieden wir uns für den Dinkel-Whisky.

Dinkel-Whisky

Fast alle Dinkel-Whiskys der Welt stammen aus dem Schwabenland, wo ohnehin viel Whisky produziert wird. … die Überraschung hält sich für den Berliner in Grenzen. Dinkel gehört zur Gattung des Weizens und ist eng verwandt mit dem in den USA seit kurzem immer häufiger für Whisky genutzten (Weich-)Weizen. Dieser macht den Whisky normalerweise sehr sanft und fruchtig, lässt aber Würze vermissen. Der Effekt des Dinkels dürfte ähnlich ausfallen, da er geschmacklich grundsätzlich mit Weizen vergleichbar ist. Ob sich die Unterschiede im Temperaturverhalten, die etwa beim Backen auftreten, oder Nuancen im Geschmack sich auch auf den Whisky auswirken, ist uns nicht bekannt.

Der Whisky kommt mit starken 53,3% ABV und wurde gradlinig im ex-Bourbonfass gereift. Das begrüßen wir in mehrerer Hinsicht. Zum einen mögen wir gradlinige Bourbonfassreifungen so oder so, weil Nachreifungen gerne Schwächen inaktiver Fässer oder langweiliger Destillate übertünchen können. Die Bourbonfassreifung zeigt recht unverfälscht, wie der Whisky ist. Sie ist damit zum anderen besser geeignet, die Wirkung des Getreides zu bestimmen, in diesem Fall Dinkel.

Nase

Die Nase ist fruchtig-frisch. Vor allem Banane und Papaya stechen hervor. Interessanterweise kommt Bratapfel dazu, dahinter die Süße von Karamell und unverkennbar – tatsächlich! – Hefeteig. Etwas Zimt passt gut zum Bratapfel, gibt dem Whisky bisweilen ein fast weihnachtliches Bouket.

Geschmack

Der Antritt ist mächtig – mächtiger fast, als man bei der Alkoholstärke meinen mag.  Nach wie vor dominiert die Frucht, diesmal allerdings mit Apfelmus im Mittelpunkt. Überhaupt wird er süßer und buttriger; Karamell tritt stärker hervor. Obwohl der Whisky sonst recht destillatlastig ist, blitzt kurz das Fass mit leichter Eichenwürze durch.

Abgang

Langsam und sanft rollt der Whisky die Kehle hinunter, wieder weniger süß, dafür mit mehr Würze. So zeigen sich ganz am Ende zeigen Nelke und Koriander.

Fazit: Ja zum Sturmiushof, Ja zum Dinkel-Whisky

Im Grunde scheint der Dinkel-Whisky ein Bruder des Wheat Whiskey zu sein. Wer diese amerikanische Spielart des Whiskys kennt und mag, wird sich hier wohlfühlen. Den Hauptunterschied macht das Fass aus. Während bei den Amerikanern ein unbenutztes Fass verwendet wird, setzen Walter und Doris Zeitz auf ein ex-Bourbonfass. Dadurch tritt der Fasseinfluss natürlich zurück und gibt der Frucht noch mehr Raum.

So ganz kann er seine Jugend nicht verbergen, aber das muss er gar nicht. Vielleicht will er es auch nicht. Die kräftige Fruchtbombe entfaltet jedenfalls so oder so seine Wirkung. Inwieweit aber der Dinkel genau hineinspielt, vermag ich noch immer nicht genau zu sagen.

In jedem Fall aber ist es ein aufregender Whisky, der Lust auf mehr macht. Gerade der starke Lokalbezug mit dem für die Heimat spezifischen Getreide ist genau der richtige Ansatz für deutschen Whisky.

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