Star Trek und Whisky. Teil 2

Die nächste Generation (The Next Generation)

Die schlechte Nachricht vorab: etwa 100 Jahre nach Kirk und McCoy trinkt die Menschheit praktisch keinen Alkohol mehr. Sie hat es nicht nötig, sich zu alkoholisieren. Diese idealisierte Vorstellung der Menschheit geht einher mit der Vision einer utopischen Gesellschaft, die Rassismus, Sexismus, Profitstreben und Abhängigkeiten überwunden hat. Auf die Hintergründe dieser Vision soll in einem späteren Artikel eingegangen werden.

Die Nächste Generation um Captain Picard begnügt sich in aller Regel mit einem Ersatzstoff, der den Geschmack des Alkohols simulieren soll: Synthehol. Wie das funktionieren soll, bleibt unklar, aber eine interstellare Zivilisation mit Überlichtantrieb und Universaltranslator mag auch das schaffen.

Wenigstens ist die Serie konsequent in Sachen Whisky. Nur einmal fragt ein Offizier nach Scotch und das ist niemand anders als Scotty von der alten Enterprise. Er erkennt allerdings sofort, dass kein echter Alkohol verwendet wurde – so viel also zur geschmacklichen Simulation… Schlimmer noch, auf der gesamten Enterprise lässt sich keine Flasche Scotch auftreiben.

Zu seinem Glück hat die Barkeeperin Guinan doch noch einen Whiskey. Der ist zwar von Aldebaran und dürfte angesichts seiner grünen Farbe wohl nicht in Eiche gereift worden sein (in DS9 sehen wir tatsächlich Stahltanks), aber er schmeckt.

Scotty auf der Suche nach Scotch in: Star Trek: The Next Generation; aus: Besuch von der alten Enterprise, ©CBS Paramount, von: Trekcore

Aldebaranischer Whiskey ist im 24. Jahrhundert anscheinend recht beliebt in der Föderation, was wohl daran liegt, dass er mit dem Geschmacksträger Alkohol einen wesentlich tiefgründigeren Genuss gestattet. Nicht nur, dass Scotty den künstlichen Drink sofort als solchen entlarvt und ihn nicht mal für Scotch hält, auch Captain Picard scheint dem echten Alkohol nicht abgeneigt zu sein. Immerhin war er es, der die Flasche überhaupt erst besorgt hat (Besuch von der Alten Enterprise).

Anders als der Aldeberanische Whiskey, den Scotty in der Originalserie trinkt, ist diese Flasche leider nicht so leicht zu identifizieren. Es sieht sehr nach einem 1800 Tequila aus, wenn auch mit anderer Kappe.

Captain Picard ist nicht nur ein Freund des Aldeberanischen Whiskeys. Auf dem Holodeck spielt er den Film Noir-Detektiv Dixon Hill, der regelmäßig Scotch konsumiert (Der große Abschied / Andere Sterne, andere Sitten). Es ist gut möglich, dass er das nicht nur in seiner Rolle als Dixon tut, sondern den Whisky wirklich genießt. Eine echte Flasche Whisky sucht man aber auch in seinem Quartier vergeblich.

Picard beim Dixon-Hill-Holoprogramm spielen, in: Star Trek: The Next Generation; aus: Andere Sterne, andere Sitten, ©CBS Paramount, von: Trekcore

Es muss dann den Nachfahren irischer Siedler überlassen sein, nach ihrer Rettung durch die Enterprise erst einmal mit dem Brennen von Poteen zu beginnen – von diesem Gerstenschnaps ist es nicht mehr weit zu Whiskey (Planet der Klone). In der deutschen Synchronisation wird übrigens direkt von Whiskey gesprochen, vermutlich weil in Deutschland nicht jeder etwas mit dem Wort Poteen anfangen kann.

Poteen-Bennerei im Transporterraum der Enterprise in: Star Trek: The Next Generation; aus: Der Planet der Klone, ©CBS Paramount, von: Trekcore

Näher an echten, nicht-synthetischen Whisky kommt man auf der neuen Enterprise leider nicht. Ich vermute, das sagt weniger über die Charaktere, als über die Macher der Serie aus, die ein idealisiertes Bild der Menschheit in der Zukunft vermitteln wollten. Dies entsprach dem optimistischen Zeitgeist infolge von Glasnost und Perestroika, dem Mauerfall und dem Ende der akuten Bedrohung durch einen Atomkrieg. Whisky galt dieser Zeit vielleicht mehr als ein Rauschmittel, als ein Genussmittel. Damit passte Whisky nichts in Bild.

Die direkt auf Die Nächste Generation folgende Serie, Deep Space Nine, sollte einem anderen Zeitgeist entspringen, einer weniger optimistischen Vorstellung der Menschheit und einem anderen Verhältnis zum Whisky. Insbesondere der irische Whiskey feiert große Auftritte. Dies werden wir im nächsten Artikel besprechen.

1 Comment

  • Stafford Twin Wood - DoktorWhisky.de 20. August 2023 at 0:43 Reply

    […] Der Stafford Twin Wood steht damit in einer Reihe von fiktiven Whiskymarken, die in Serien auftauchen. Dazu gehören in jüngerer Zeit besonders der Glencallan. Die Tradition solcher „Greek“-Produkte, wie sie im Fachjargon genannt werden, reicht weit zurück. Schon in den Tim und Struppi-Bänden der 60er Jahre musste der bislang verwendete Johnnie Walker weichen, vermutlich weil die Walkers einschritten. Seit 1966 trinkt Captain Haddock den Loch Lomond – seinerzeit noch eine fiktive Marke.  Auch Star Trek kam bis zum Abrams-Reboot ohne reale Marken aus, allerdings sollte die Menschheit im 24. Jahrhundert ohnehin keinen Alkohol mehr zum Rausch benötigen. […]

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