Highland Park Loyalty of the Wolf (14 Jahre)
Der mit dem Wolf tanzt.
Wölfe – Wikinger – Whisky
Die auf der Orkney-Hauptinsel Mainland ansässige Brennerei Highland Park beruft sich seit kurzer Zeit verstärkt auf die Wikinger. Tatsächlich gerieten die Orkneys bereits im 9. Jahrhundert unter norwegische Herrschaft und erst 1472 überführte Jakob III. von Schottland die Inselgruppe in sein Reich.
Lange ließe sich über Fragen kultureller Kontinuität debattieren, doch eines steht fest: mit dem Bezug auf die Wikingerzeit hat sich Highland Park marketingstrategisch hervorragend positioniert. Nicht nur, dass es ein Alleinstellungsmerkmal ist, auch äußerlich sind die Abfüllungen unverwechselbar. Das Design der Flaschen und Verpackungen spielt nämlich mit Elementen wikingerzeitlicher Kunst.
Der Loyalty of the Wolf gehört zu einer Serie, in der die von den Wikingern geschätzten Wildtiere gefeiert werden. Im Fall der Wölfe möchte Highland Park ihre kontrastreiche Natur hervorheben und ihnen einen besonders süßen, aber zugleich rauchig-komplexen Whisky widmen.
Freilich muss diese Widmung als Werbemanöver gesehen werden. Und dass es auf den Orkneys selbst niemals auch nur einen Wolf gegeben hat, wie mancher moniert, ist ebenfalls richtig. Nur geht diese Kritik angesichts der kulturellen Bedeutung des Tieres ins Leere. … So ist England gleichsam kaum bekannt für wildlebende Löwen und niemand hat sich je über die Three Lions echauffiert. Man kann es mit seiner Kritik auch übertreiben!
Süße und Komplexität
Gedacht für den Travel Retail, kommt der Loyalty in einer Literflasche. Anders als viele Travel Retail-Abfüllungen aber trägt er ein Alter und zwar eines, das sich heutzutage sehen lassen kann: 14 Jahre. Außerdem ist der Alkoholgehalt mit 42,3% leicht höher als der des klassischen Highland Park 12J. Verglichen mit z.B. der Warrior-Serie sind das positive Entwicklungen. Offenbar hat sich die Brennerei die Kritik an den früheren Abfüllungen zu Herzen genommen.
Gereift ist der Whisky in ex-Bourbon und ex-Sherry-Fässern. Wie üblich bei Highland Park ist er ungefärbt, was wir immer als großes Plus empfinden. Die Eckdaten des Loyalty sehen daher vernünftig aus.
Grundsätzlich ist das Ziel, einen süßen rauchig-komplexen Whisky herzustellen, nicht übermäßig originell. Hat man sich z.B. unter den Rauch der meisten Ardbegs gekämpft, erwartet einen dort oft eine fruchtige Süße. Auch Taliskers Port Ruighe verbindet gekonnt die schweren, süßlichen Aromen des Portwein mit der für Talisker typischen pfeffrigen Würze und dem leichten Rauch. Insofern sollte eine erfahrene Brennerei wie Highland Park an dieser Aufgabe nicht scheitern.
Nase
Die ersten Aromen erinnern an einen Speysider, da sie fruchtig, leicht und süß sind. Der Geruch eines frischen Apfelkuchens dominiert die ersten Eindrücke, dazu gesellen sich Vanille und eine leichte Zitrusnote, die an Orangensaft erinnert und sich deutlich von den Apfelnoten abhebt. Bemerkenswert ist die Präsenz von Heidekraut und generell einer frischen Grasigkeit. Nur im Hintergrund lauert milder Rauch, der die Fruchtigkeit der Nase subtil, aber wirksam komplementiert. Dieser für Highland Park typische florale Rauch braucht seine Zeit, bis er sich im Glas entfaltet.
Geschmack
Der Whisky wirkt nun schwerer, rauchiger, würziger. Selbst die Früchte machen einen etwas reiferen, allerdings weniger frischen Eindruck. Letzteres geht vermutlich auf den nun spürbaren Einfluss der Sherryfassreifung zurück. Zwar bleibt die Süße der Vanille und die der Früchte, der Rauch jedoch erdrückt sie beinahe. Nach der Nase wäre anderes zu erwarten gewesen. Der Rauch an sich ist durchaus angenehm, kommt jedoch überraschend und wirkt darum weniger gut integriert.
Abgang
Nun sticht die Süße wieder hervor und der Whisky rollt cremig die Kehle hinunter. Insgesamt ist der Abgang mittellang und hinterlässt nur wenige Spuren von Rauch, knüpft somit an die Nase an.
Fazit
Ist der Loyalty of the Wolf nun kontrastreich, wie es die Marketingabteilung von Highland Park meint, oder gehen wir mit den Kritikern und unterstellen Schizophrenie? Zunächst einmal ist diese Abfüllung unverkennbar ein Highland Park, sowohl in der Nase, als auch im Mund. Und er ergänzt das Portfolio der Brennerei sinnvoller als so manche andere Flasche für den Travel Retail, weil er tatsächlich interessante Kontraste bietet.
Der 12-jährige Highland Park mag gefälliger sein und die nicht immer gelungene Einbindung des Raucharomas muss beanstandet werden. Davon abgesehen jedoch sollten Fans von Highland Park einen Verkostung wagen. Wer die Brennerei noch nicht kennt, ist dagegen mit der Core Range von HP12 und HP18 besser bedient.
Kurzfassung
Scotch Single Malt, Islands
42,3%, 14 Jahre (ex-Bourbon, ex-Sherry)
Nase: fruchtig (Äpfel, Orange), süß (Vanille), leicht; zarter, floraler Rauch
Geschmack: schwerer, rauchiger, würziger; reifere Früchte; (zu) dominanter Rauch
Abgang: mittelang, süßlich, wenig Rauch
No Comments