Bushmills #3 Char Bourbon Cask (The Steamship Collection)

Row Row Row Your Boat.

Von Dampfern und Fässern

Bushmills ist seit Jahrhunderten Garant für guten irischen Whiskey. 2015 begann die Brennerei mit einer neuen Serie, der Steamship Collection, um den 125. Jahrestag der Jungfernfahrt des Dampfschiffs SS Bushmills zu feiern. Mit diesem bewarb die Brennerei 1890 ihren Whiskey in Übersee und brachte im Gegenzug Fässer voller Rum, Bourbon und Starkwein zurück. Davon inspiriert ist jede Abfüllung der Steamship Collection in unterschiedlichen Fässern (nach-)gereift. Zuerst kamen die Rum, Port und Sherry-Casks, nun ist der Bourbon an der Reihe.

#3 Char? Vom Ausbrennen und Neu-Ausbrennen der Fässer

Als bekennende Fans von Bourbon und irischem Whiskey führte für Karen und mich kaum ein Weg an dieser Flasche vorbei, zumal das Design der Verpackung wunderschön ist. Das Sandgrün mit den goldenen Highlights sticht im Laden hervor. Der Begriff #3 Char ist Bourbon-Freunden ebenfalls ein Begriff, denn er bezeichnet etwa 35 Sekunden lang ausgebrannte Fässer. Neben dem Level 4-Char (genannt Alligator) ist das die für Bourbon übliche Methode und ihre Befürworter glauben, dass sie einige Aromen aus dem Holz besser zur Geltung bringt, als der stärker filtrierende Alligator-Char. Das ist letztlich eine Frage der Philosophie. Da der Bushmills durch die dreifache Destillierung ohnehin sehr sanft ist leuchtet die Entscheidung für den Level 3-Char ein.

Eigentlich bemerkenswert aber ist, dass Bushmills die Bourbon-Fässern nach ihrer Entleerung noch einmal so ausbrennt, bevor sie ihren Whiskey einfüllen und in ihnen reifen lassen. Zwar ist das eine relativ übliche Strategie zur Wiederauffrischung alter Fässer, um ihnen doch noch weitere Aromen zu entlocken, aber bei First Fill-Bourbon-Fässern erstaunt es ein wenig. Tatsächlich verspricht dieses Vorgehen einiges an Karamell und würziger Eiche, was sowohl Karen als auch mich freuen würde. Bushmills bewirbt dann auch genau das.

Etwas stört, dass der Whiskey kein Alter trägt, wohl gefärbt ist und nur mit 40% abgefüllt wurde. Das nämlich sind Dinge, die uns weniger gefallen.

Nase

Der erste Eindruck ist sehr fruchtig. Pfirsich, reife Birne und roter Apfel sind unterlegt mit sanfter Vanillecreme. Hinzu kommt eine malzige Süße. Insgesamt riecht der Whiskey sehr fruchtig und leicht, obwohl mit der Zeit die Vanille dominiert. Höchstens ein Hauch von Eiche bringt etwas Würze. Das ist eine typisch irische Nase, gefällig und mild.

Geschmack

Auf der Zunge schlägt der Whiskey dann endgültig zum cremig-süßlichen um. Die offizielle Beschreibung lautet Crème brûlée und das ist nachvollziehbar. Die Fruchtkomponente verschwindet nicht, tritt nur etwas in den Hintergrund, macht vielleicht einen noch reiferen Eindruck. Nach und nach kommt mehr Eiche zum Vorschein, wobei auch dies eher in eine süßlich-karamellige Richtung tendiert. Dieses grundsätzlich positive Bild trübt vor allem die Tatsache, dass der Körper recht dünn ist und den Mundraum kaum zu füllen vermag. Hier hätten 3% Alkohol mehr gut getan.

Abgang

Der Abgang ist zwar sehr sanft, aber auch sehr kurz. Überzeugen kann er leider nicht ganz. Zu den schönen Aromen, die wir auf der Zunge hatten, gesellen sich nun neben ein paar Kräutern unschöne scharfe, ja metallische Noten. Das deutet in der Regel auf eine zu kurze Reifezeit hin. Im Mund kann das zweifach ausgebrannte Fass dies wohl noch überdecken, doch im Abgang enthüllt der Whiskey seine Jugend. Das ist nicht dramatisch, nur eben etwas schade nach den sonst positiven Eindrücken.

Fazit

In der Nase und auf der Zunge lässt der Bushmills #3 Char wenig zu wünschen übrig. Er könnte etwas komplexer und voller sein, aber seine unkomplizierte Geradlinigkeit und die klaren, sanften Aromen sprechen für den Whiskey. Und wenn er etwas länger gereift worden wäre, hätte das erneut ausgebrannte Fass vielleicht mehr getan, als nur die Jugend zu übertünchen. Das allerdings gelingt bis zum zu kurzen Abgang ganz gut.

In vieler Hinsicht ist diese Abfüllung ein archetypischer Vertreter irischen Whiskeys und nimmt das Beste dieser Tradition auf, führt es nur nicht konsequent zu Ende. Manchen mag er zudem etwas eindimensional erscheinen, doch die Klarheit der Aromen ist zu loben. Wer Bourbonfass-gereifte Whiskeys mag, liegt hier nicht falsch. Das schlechteste, was man neben der Jugend sagen kann ist, dass es bessere Vertreter dieser Art gibt.



Kurzfassung:


Irish Single Malt Whiskey


40%, keine Altersangabe, ex-Bourbonfassreifung


Nase: fruchtig (Pfirsich, reife Birne, roter Apfel), süß (Vanillecreme, Malz), ein wenig Eiche


Geschmack: stärkere Vanille, Crème brûlée, reife Früchte wie in der Nase, leichte Würze der Eiche


Abgang: sanft, kurz, aber etwas metallisch


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