Nikka Taketsuru Pure Malt

Japanische Harmonie und Balance

Nikka ehrt den Vater des japanischen Whiskys

Dass es in Japan eine lange und reiche Tradition des Whiskybrennens gibt, sprach sich spätestens in den 2000ern rum. Leider führte Jim Murrays berühmtes Urteil über den Yamazaki Single Malt Sherry Cask 2013 zu einer Preisexplosion japanischen Whiskys, von der wir uns in Europa bis heute nicht erholt haben. Glücklicherweise aber schenkte mir ein Freund diesen wunderbaren Malt, sodass ich die leidige Frage des Preises ausklammern kann.

Über Nikka muss kaum etwas gesagt werden, so bekannt ist das Unternehmen, das inzwischen mehrere Distillerien führt. Mit diesem Whisky wird der Gründer geehrt: Masataka Taketsuru. Heute würde man ihn wohl als Brückenbauer oder Cosmopolit bezeichnen. Er lernte in Schottland nach dem Ersten Weltkrieg nicht nur die Kunst des Whiskybrennens, sondern auch seine zukünftige Ehefrau Rita kennen. Wieder zurück in Japan unterstützte er den Aufbau der Yamazaki-Brennerei, bevor er 1934 seine eigene Yoichi-Brennerei gründete.

Damit gehen die Eckpfeiler japanischer Whiskykultur auf Taketsuru zurück und es ist nur angemessen, dass Nikka ihn mit einer ganzen Serie von Abfüllungen ehrt.

Pure Malt?

Der Terminus Pure Malt wird in Schottland seit 2009 nicht mehr verwendet, aber das soll Japan nicht stören. Er bezeichnet einen Blend von Single Malts mehrerer Brennereien, hier Yoichi und Miyagikyo. Tatsächlich kommt das Konzept des Blending dem Bedürfnis nach einem möglichst diffizil balancierten Whisky entgegen, das viele Japaner verspüren.

Und balanciert werden müssen so einige Elemente: leicht und stark rauchiger Whisky von Yoichi, ihr Gegenstück von Miyagikyo, dazu nicht-rauchige Whiskys beider Brennereien, mal in ex-Sherry, mal in ex-Bourbonfässern gereift. Der Altersschnitt soll bei 10 Jahren liegen, da es sich jedoch um einen NAS-Whisky handelt, sind freilich jüngere dabei. In der Reihe gibt es auch Taketsuru-Whisky mit Altersangabe, die sind in Europa aber schwer erhältlich.

Insgesamt verspreche ich mir einen eher leichten Whisky ohne Ecken und Kanten. Wie viel Einfluss die doch sehr markten Rauch- und Sherryelemente haben werden, bleibt abzuwarten.

Nase

Die ersten Eindrücke sind floral und zurückhaltend, aber sehr klar. Lindenhonig harmoniert mit sauren Äpfeln, malzige Süße mit Pflaume und roten Trauben. Auch der Fasseinfluss präsentiert sich ausgewogen. Er zeigt Karamell und holzige Würze gleichermaßen, wobei hier eindeutig an First Fill Bourbonfässer zu denken ist. Abgerundet wird das ganze durch zarten Zimt. Mit etwas Zeit kommt auch Leder zum Vorschein. Rauch sucht man vergebens, mag sich aber im Hintergrund verbergen.

Geschmack

Der Antritt ist durchaus beachtlich und stärker, als die Nase suggeriert. Die Harmonie der Nase allerdings bleibt erhalten und der Whisky legt sich seidig auf die Zunge. Vielleicht kommen rote Früchte etwas stärker zum Tragen, dazu Trockenfrüchte wie Rosinen und Tabak. Dies bezeugt den Einfluss der Sherryfässer, ohne Dominanz auszuüben. Sogar der Torf macht seine Aufwartung, komplementiert aber mehr, als dass er ein eigenständiges Geschmackselement wäre. Eher hält er die langsam überbordende Fruchtigkeit im Zaum.

Abgang

Der Abgang ist mittellang und verliert ein wenig von der Fruchtigkeit. Der subtile Rauch ist als Rauch bzw. Asche wirklich gut beschrieben und ist nun deutlich spürbar. Allerdings bleibt auch das Karamell der Nase und spielt mit dem Torf. Der Abgang enthüllt damit eine weitere Facette dieses Whiskys.

Stille Größe oder Langeweile?

Es ist ein unaufgeregter Whisky, der bisweilen fast wie ein Stillleben in flüssigem Gold wirkt, so sehr ruht er in sich. Keine der reichhaltigen Aromen drängt sich in den Vordergrund und vor nahezu jede Geschmacksnotiz wäre ein ‚dezent‘ zu setzen. Selbst die Alkoholstärke von 43% passt genau ins Bild: kräftig genug, um allen Aspekten des Whiskys Ausdruck zu verleihen, jedoch nicht so stark, dass sie Druck oder gar Brennen auslösen könnte.

Natürlich kann man diesen Stil auch einfach unspektakulär nennen. Heutzutage, da sich immer intensivere Whiskys zunehmender Beliebtheit erfreuen, wirkt der Taketsuru Pure Malt fast wie ein Relikt vergangener Zeiten. Er wird keine Begeisterungsstürme auslösen. Aber das soll er auch nicht. Vielmehr lädt er zur gediegenen Introspektive ein.

Und das macht er sehr gut.

Kurzfassung

43% ABV, NAS, ex-Sherry und ex-Bourbonfässer

Nase

floral, süß (Honig, Malz, Karamell), fruchtig (saure Äpfel, Pflaume, Trauben), leichte Würze (Eiche, Zimt) und Leder

Geschmack

ähnlich Nase, aber mehr rote Früchte, Trockenfrüchte, Tabak, leichter Rauch

Abgang

mittellang, weniger fruchtig, mehr Rauch (Asche), Karamell

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