Neues von Whic.de

Cameronbridge 25, Tobermory 12 und Glen Moray 11

~ Ein Weihnachtsgeschenk ~

Whic.de: Shop und Abfüller

Der deutsche Shop Whic.de ist seit geraumer Zeit auch als unabhängiger Abfüller tätig und überzeugt in diesem Feld nicht allein mit den erwartbaren Qualitätsstandards – ungefärbte, unverdünnte Einzelfassabfüllungen – sondern bietet bisweilen auch ungewöhnliche Whiskies an. Zudem sind alle Flaschen mit Abdrucken wunderschöner Kunstwerke verziert, sodass sie jede Bar schon rein optisch veredeln. Grund genug, sich ein paar der Abfüllungen näher anzusehen.

Dankenswerterweise stellte uns Whic.de kurz vor Weihnachten gleich drei Samples zur Verfügung, die wir im Folgenden besprechen möchten: den Cameronbridge 25, Tobermory 12 und Glen Moray 11.

~ Die Abfüllungen ~

Cameronbridge 25. Alter Grain im Sherryfass

Cameronbridge gehört zu den Namen in der Whiskywelt, die vielleicht nicht jedem Fan sofort geläufig sind. Dabei ist sie, rein am Ausstoß gemessen, eine der größten schottischen Whiskybrennereien, wenn nicht die größte. Gelegen in den Lowland Windygates, produziert sie Grain Whisky, der dann in erster Linie für Blends verwendet wird. Jeder dürfte schon etwas Cameronbridge Whisky getrunken haben, findet er sich doch in Johnnie Walker, Vat 69 u.v.m. (Anbei: auch Gordon’s Gin stammt aus dieser Anlage… Die Größenordnung sollte damit klar sein).

Schon kurz nach ihrer Gründung 1824 durch John Haig, übrigens der Vater des im Ersten Weltkrieg berühmt-berüchtigten Field Marshal Haig, konzentrierte sich die Brennerei auf Grain. Außerdem trieb Haig den Zusammenschluss mehrerer Brennereien voran, sodass die daraus hervorgehende Distillery Company Limited bald dreiviertel der Grain Whiskyproduktion in Schottland kontrollierte. Inzwischen gehört die Mehrheit von DCL und Cameronbridge dem Riesen Diageo.

Angesichts dieser Dimensionen verwundert nicht, dass ein Teil der Produktion dem Blend-Schicksal entgeht und durch unabhängige Abfüller zu uns gelangt, so wie hier geschehen dank Whic.de. Nun sind alte Grain Whiskies nichts ungewöhnliches, bemerkenswert jedoch ist die Reifung: die erfolgte in einem Sherryfass, nicht in den oft anzutreffenden, zigfach verwendeten ex-Bourbonfässern. Und sie erfolgte komplett im Sherryfass, die ganzen 25 Jahre.  Das verspricht zusammen mit der Fassstärke von 57,6% ABV eine extrem intensive Erfahrung.

Nase

Die Aromenfracht ist beinahe überwältigend. Dunkle Schokolade, gebrannte Mandeln, Datteln und Feigen, Vanille, frischer Plätzchenteig, gekochte Kirsche und Pflaume, frisches Leder, Holzspäne… Es braucht etwas Zeit, um die Eindrücke zu verarbeiten.  Die Nase ist überaus komplex, schwer und süß. Man wähnt sich mal in einer Bäckerei, mal in einer Werkstatt, mal in auf einem (fiktiven) orientalischen Markt. Die dunkle Schokolade auf der einen Seite und das Leder auf der anderen Seite geben solide Ankerpunkte vor, aber im Grunde lädt der Whisky zur Erkundung der Gerüche ein. Und die kann dauern.

Geschmack

Süße Eindrücke von Schokolade und Fudge werden unterstützt durch Mandeln, Datteln und Feigen. Sie wechseln sich mit herben Eindrücken ab, die an geröstetes Schwarzbrot erinnern.  Dazu kommt das Leder von der Nase wieder ins Spiel und erhöht die Tiefendimension des Whiskys, gleiches gilt für die immer stärker werdende Würze, die jedoch wieder in das Süße übergeht: vor allem Zimt.

Abgang

Der Abgang ist lang, würzig und zeigt einen leichten Hauch Bitterkeit, der aber nicht irritierend wirkt. Er sorgt sogar für etwas Balance, zumal die Süße nie verschwindet.

Gesamteindruck

25 Jahre… Von der leichten Süße des Grains bleibt nur wenig übrig. Allenfalls verhindert der Grundcharakter des Destillats, dass der Whisky zu schwer wirkt. Tatsächlich nämlich ist er für 25 Jahre Sherryfassreifung beinahe dezent. Beindruckend ist die Aromenvielfalt, besonders in der Nase, aber auch im Mund. Die Tatsache, dass er bei fast 58% ABV nicht ein bisschen alkoholischen Brennens zeigt, zeugt ebenfalls von der Güte des Whiskys.

Der Cameronbrigde 25 ist komplex, intensiv, aber nicht zu schwer. Kurz: ein faszinierendes Erlebnis. Es lohnt sich gerade für Freunde der ex-Sherryfässer, die etwas neues ausprobieren möchten.


Tobermory 12 (whic Landscape of Taste). Eine Sherrybombe? Ein Flächenbombardement!

Tobermory von der Insel Mull ist schon ein etwas bekannterer Name in der Whiskywelt, nicht zuletzt weil sie mit dem Gründungsjahr 1798 zu den ältesten Brennereien Schottlands gehört – gleichwohl damals noch unter dem Namen Ledaig, der heute für die getorften Whiskies des Hauses verwendet wird. Die ungetorften Whiskies heißen Tobermory und zeichnen sich neben den für Insel-Whisky üblichen herben Noten durch ihre süße Fruchtigkeit aus.

Diesen Character betont Whic.de mit dieser Abfüllung, indem sie ein Sherryfass zur Reifung nutzen, erschienen in der Reihe „whic Landscape of Taste“ . Zwölf Jahre blieb der Whisky im Fass und wurde dann unverdünnt, ungefärbt, nicht-kühlfiltriert abgefüllt. Es ist sicher ein guter Kontrast zum neuen Tobermory 12, den die Brennerei seit kurzem standardmäßig anbietet, jedoch auf eine andere Fassreifung und Trinkstärke abhebt. Gerade die fast 65,4% ABV der Whic.de-Abfüllung dürften für einigen Druck sorgen.

Nase

Freunde der Sherryreifung mögen hier ihr Mecca finden; mir ist es zu viel. Extrem schwere, rote Früchte und muffiges Leder stechen hervor. Ein wenig riecht es auch nach feuchtem Ackerland. Erst langsam dringen frischere Aromen zur Nase durch, so z.B. Heidekraut und Waldbeeren – gerade diese aber gehen schnell unter bei all den vollreifen, wenn nicht überreifen Rotfrüchten. Mit etwas Wasser jedoch öffnet sich der Whisky und enthüllt schöne gemahlene Kaffeebohnen.

Geschmack

Der Antritt ist erstaunlich weich für die Alkoholstärke, mit der der Whisky kommt. Obwohl mich das Geschmacksprofil nicht anspricht – ich denke, soviel darf vorweg gesagt sein – überzeugt seine Textur auf ganzer Linie. Kaffee begegnet uns wieder, scheint aber einen ordentlichen Schwung Sahne abbekommen zu haben, ebenso die roten Früchte und auch Trockenfrüchte. Dazu gesellt sich Schokolade, die mit etwas Wasser erstaunlicherweise milchig wirkt, statt der zur erwartenden Bitterschokolade.

Abgang

Der Abgang ist mittelang und setzt die bisherigen Eindrücke nahtlos fort. Der Whisky ist absolut konsequent, so viel steht fest.

Gesamteindruck

Bei dieser Alkoholstärke verdünne sogar ich den Whisky, zumal er auch mit ein paar Tropfen Wasser kaum etwas von seiner Intensität  verliert. Es ist eine Sherrybombe, kein Zweifel. Hier handelt es sich um ein regelrechtes Flächenbombardement von Sherryaromen. Und so massiv, wie diese Aromen auftreten, wird der Whisky seine begeisterten Anhänger ohne Probleme finden.


Glen Moray 11 (whic Nymphs of Whisky #2). Speysider mit Fernweh

Es ist kein Geheimnis, dass ich gradlinige, in ex-Bourbonfässern gereifte und stark abgefüllte Whiskies mag. Insofern trifft dieser Glen Moray meinen Geschmack. Er lagerte in einem ehemaligen Bourbonhogshead und kommt mit 51,1% ABV Fassstärke daher, liegt also nah bei meinem Ideal. 

Glen Moray, abgefüllt von Whic.de, ist ein alter Bekannter. Vor etwa einem halben Jahr probierten wir den Erstling der Reihe „whic Nymphs of Whisky Collection“ (und haben einiges zu ihm erzählt); er war damals aber schon restlos ausverkauft. Der vorliegende Whisky ist noch erhältlich und hoffentlich eine würdige Fortsetzung.

Nase

Die ersten Aromen sind sehr frisch-fruchtig, mit Orangen und Zitronen. Maracuja und Ananas verstärken den frischen, fast sauren Eindruck. Mit der Zeit gesellen sich reifere, süßere Früchte dazu. Besonders die Honigmelone übernimmt recht schnell und gibt dem Geruch ein tropisches Flair, flankiert von Banane. Süßes Weißbrot und Anklänge von Vanille geben der Nase den letzten Schliff. Hier präsentiert sich ein Speysider, der Fernweh weckt.

Geschmack

Ganz mild tritt er an, vermag dann jedoch den Mundraum augenblicklich zu füllen. Während er sanft auf der Zunge liegt, entfalten sich eher die süßlichen Früchte und die Frische geht etwas zurück. Die Vanille ist jetzt viel stärker. Erste Zeichen von Würze, womöglich von der Eiche, lassen sich ausmachen, wenn auch hintergründig. Das Mundgefühl stellt so oder so ein Highlight dieses Whiskys dar; der Alkohol ist extrem gut eingebunden.

Abgang

Der Abgang ist eher kurz, überraschend trocken und lässt dadurch der Würze viel mehr Raum. Schwarzer Pfeffer und etwas Muskatnuss sorgen für ein angenehmes Prickeln, dass ich nach den vorhergehenden, stark fruchtigen Eindrücken nicht erwartet hätte.

Gesamteindruck

Dieser Glen Moray ist etwas ausgewogener und gefälliger als die Abfüllung im Sommer, was eventuell eine Folge des geringeren Alkoholgehaltes ist. Der bis zum Bersten gefüllte Fruchtkorb aber bleibt, besonders das Wechselspiel saurer und süßer Früchte bereitet mir nach wie vor Freude.

Der Whisky verbindet dieses harmonisch anmutende Wechselspiel mit viel Kraft und Energie, ohne zu die Zunge zu überwältigen. Im Gegenteil: seidig-sanft gibt sich dieser Glen Moray. Dass er am Ende noch mit etwas Würze zu überraschen weiß, ist nur das I-Tüpfelchen eines rundum gelungenen Speysiders.




3 Abfüllungen und ein Fazit

Die von Whic.de ausgesuchten Fässer und die daraus hervorgehenden Abfüllungen bereichern den deutschen Markt auf vielfältige Art und Weise. Dazu gehört der Sherry-Overkill des Tobermory ebenso wie der Tropenfruchtkorb des Glenmoray und die elegante Komplexität des Cameronbridge. Es ist schön zu sehen, dass Whic.de die Unterschiede des Whiskys feiert, statt eine bestimmte Machart zum Nonplusultra zu erheben und auf ihr zu beharren.

Daüberhinaus spricht mich die Gestaltung der Etiketten sehr an, da die Flaschen so auch zu einem optischen Highlight werden. Ich wäre zwar dagegen, dass sie nur angeschaut und nicht getrunken werden. Dafür nämlich ist der Whisky zu gut. Aber wer die Flaschen zum Sammeln möchte, kann und soll dieser Neigung nachgehen.

In jedem Fall lohnt es sich, die Abfüllungen von Whic.de im Auge zu behalten und wir danken für die freundliche Zusendung der Samples.

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