Maker’s 46

Bourbon oder nicht Bourbon, das ist hier die Frage.

Wheated Bourbon und Innovation

Der Maker’s Mark ist ein Klassiker und gilt als der Archetyp des Wheated Bourbon. Bei dieser Art Bourbon wird auf Roggen in der Getreidemischung verzichtet und stattdessen auf Weizen gesetzt. Das macht ihn besonders weich und süß, wenn auch etwas eindimensional.

Er war so erfolgreich, dass die Brennerei für ein halbes Jahrhundert nichts anderes produzierte. Der Whisky-Boom der letzten 10 Jahre allerdings veranlasste viele Brennereien dazu, ihr Portfolio signifikant zu erweitern und auch Maker’s Mark konnte sich diesem Trend nicht entziehen. Bemerkenswert aber ist, dass Maker’s Mark nach einer wirklichen Innovation strebte, um die Standardabfüllung zu ergänzen, statt sie nur länger reifen zu lassen oder stärker abzufüllen.

Kein Bourbon?

Maker’s Mark entschied sich zu einem Trick: sie gaben den Fässern jeweils zehn Stäbe aus angeflammter französischer Eiche bei. Laut Bourbon-Act ist das freilich strikt untersagt und so läuft der Maker’s 46 offiziell als „Bourbon Barrel finished with Oak Staves“.

Der Name des Whiskys (tatsächlich ohne ‚e‘ im Fall von Maker’s Mark) rührt daher, dass die entsprechenden Stäbe beim Küfer unter „Profile No.46“ abgespeichert waren.

Französische Eiche neigt im Vergleich zur amerikanischen Eiche dazu, etwas bitterer und intensiver zu wirken. Vermutlich soll sie dem Maker’s 46 eine Komplexität verleihen, die die Standardabfüllung allein wegen der Getreidemischung nicht erreichen kann. Wheated Bourbon ist zwar sehr weich, es fehlt oft jedoch die komplementierende Würze des Roggens. Genau hier könnte die französische Eiche Abhilfe schaffen. Ob das funktioniert?

Nase

Die ersten Aromen sind ganz typisch für Bourbon: Karamell, etwas weiße Schokolade, etwas Eiche, jedoch keine Würze. Allerdings setzen dunkle Früchte einen erstaunlichen Kontrapunkt. Feige, Pflaume und Blaubeeren harmonieren mit der zuckrigen Süße des Karamells. Ganz zart im Hintergrund liegt etwas Würze, in der man mit gutem Willen die französische Eiche erkennen mag … oder auch nicht.
Jedenfalls ist die Nase extrem sanft und wunderbar rund. Wer allerdings einen untypischen Bourbon erwartet hat, könnte enttäuscht werden.

Geschmack

Der Maker’s 46 hat einen starken Antritt, liegt aber buttrig auf der Zunge. Die Weichheit des Weizens ist deutlich spürbar. Im Grunde finden sich alle Geruchsaromen im Geschmack wieder, nur die Früchte gehen diesmal etwas unter. Dafür ist die Gewürzpalette besser ausdifferenziert, vor alle Zimtrinde, aber auch ein Hauch von schwarzem Pfeffer. Ebenfalls anders als in der Nase macht sich die französische Eiche mit ihren Tanninen bemerkbar, die leider nicht immer gut eingebunden sind. Darum wirkt der 46 auf der Zunge etwas weniger harmonisch, aber dies ist eine Beschwerde auf hohem Niveau, zumal Freunde lang gereiften Single Malts solche leicht bitteren Aromen durchaus kennen.

Abgang

Der Whisky verabschiedet sich mit einem beeindruckenden Wechselspiel von Süße und Würze, das lang anhält. Von alkoholischem Brennen nach wie vor keine Spur. Neben der Nase ist der Abgang damit sicherlich ein Highlight.

Fazit

So ungewöhnlich, wie es die Herstellungsweise suggieriert, ist der Maker’s 46 nicht. Für einen Bourbon ist er komplex, wenn auch nicht herausragend komplex. Es ist eine gelungene Abfüllung, die dem eher einfachen Wheated Bourbon zusätzliche Tiefe verleiht und Fruchtaromen enthüllt, die sonst ganz untergehen. Kombiniert mit der typischen karamelligen Süße, die man aus Kentucky kennt, ist der Maker’s 46 immer eine Empfehlung wert.


Kurzfassung


Kentucky Straight Bourbon Barrel finished with Oak Staves

47%, Wheated, Small Batch

Nase: Karamell, Eiche, dunkle Früchte (Feige, Pflaume, Blaubeeren)

Geschmack: ähnlich, süßlich-weich, weniger Frucht, aber mehr Würze (Zimtrinde, Pfeffer), leichte
Tannine

Abgang: langes Wechselspiel von Süße und Würze







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