Larceny
Der Larceny ist ein in Deutschland weniger bekannter Bourbon aus der Heaven Hill-Brennerei.
Der Diebstahl
Sein Name (Diebstahl) geht darauf zurück, dass der Finanzbeamte John E. Fitzgerald eigentlich die Heaven Hill-Lagerhäuser überprüfen sollte, allerdings seinen Schlüssel dazu nutzte, einige besonders gute Fässer Bourbon zu entwenden. Traue nie dem Finanzamt!
Weizen statt Roggen
Ob dies nun stimmt, sei dahingestellt. Amerikanische Whiskey-Produzenten geben sich bekanntlich gern ausgefallene Hintergrundgeschichten. Doch der Larceny hat noch eine andere Besonderheit: er ist ein sogenannter Wheated Bourbon. Üblicherweise besteht die Getreidemaische des Bourbons mehrheitlich aus Mais, ergänzt durch Roggen und ein wenig Gerste. Der Larceny ersetzt den Roggen jedoch durch Weizen (Wheat).
Den Effekt kann man sich leicht vorstellen, wenn man Roggenbrot und Weizenbrot vergleicht. Statt herber Würze steht eine weiche Süße. Die Entscheidung für Weizen treffen nur wenige Hersteller, da schon der Mais eine große Süße bringt und besser mit dem Roggen zusammen wirkt. Weizen allerdings macht den Bourbon noch weicher, noch sanfter und dies ist das erklärte Ziel auch des Larceny.
Der bekannteste Wheater ist sicher der Maker’s Mark mit seinen Verwandten, wie dem Maker‘s 46, den wir ebenfalls bald hier besprechen.
Eindrücke
Zuerst steigen Bourbon-typische Gerüche in die Nase, vor allem Karamell. Auch Milchschokolade, getoastetes Brot und reife Banane lassen sich entdecken. Mit der Zeit kommt noch etwas Würze hinzu, die eindeutig vom Fass stammt und eine schöne Frische hat. Dabei bleibt das Aroma erstaunlich leicht, fast floral.
Auf der Zunge setzen sich diese Eindrücke fort. Tatsächlich ist der Larceny sehr weich, kommt aber trotzdem mit einem heftigen Antritt, der wohl auf die 46% zurückgeht. Hier liegt eine Stärke des Wheated Bourbon: er kombiniert Weichheit und Kraft gekonnt. Der Nachteil ist, dass er geschmacklich doch etwas einseitig ist – mehr noch, als für Bourbon ohnehin typisch. Er ist sehr kremig, mit ausgeprägtem Karamell und Toffee. Dazu kommen Noten, die ich am ehesten mit einem guten Nutella-Frühstücksbrot vergleichen würde. Nur sehr zart deuten sich ganz andere Aromen an. Etwas Minze, etwas Leder, etwas schwarzer Pfeffer, aber oft nicht genug für einen wirksamen Kontrapunkt.
Der Abgang ist lang, ölig und kräftig. Das Highlight! Jetzt macht sich auch die frische Eiche wieder deutlich bemerkbar und bringt die vermisste Würze. Die Süße tritt etwas in den Hintergrund, verschwindet aber nie.
Fazit
Kraftvoll und sanft zugleich, das ist der Larceny. Er ist nicht der komplexeste Whisky und was er an Komplexität anbietet, liegt oft tief vergraben unter mehreren Lagen süßlicher Aromen. Mehr als ein Rezensent hat ihn darum mit einem Dessertwein oder Likör verglichen, tut ihm damit aber Unrecht. Es steckt mehr in ihm, als es auf den ersten Schluck scheint.
Wer süßlichen Whisky mag, generell Bourbon, sollte auf jeden Fall dem Larceny eine Chance geben.
Kurzfassung
Kentucky Straight Bourbon
Whiskey, Wheated
46%, very special small batch
Nase: Karamell, Vanille, Schokolade, Brot, Banane, frische Eiche
Geschmack: ähnlich, nur wenig Würze (Minze, Pfeffer), sehr kräftig, aber sanft
Abgang: lang, ölig, deutliche Eiche
Fazit: kraftvoll und mild, aber zu sehr auf die süßen Aromen ausgerichtet
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