Lambay Whiskey

Irish Whiskey trifft Cognac

Irland und Frankreich. Eine lange Geschichte

Die zwei europäischen Nationen verbindet eine lange Geschichte, geprägt vom Katholizismus und dem Kampf gegen Großbritannien. Die Iren stellten lang eine Brigade in der französischen Armee; die Franzosen wiederum unterstützten die Iren und ihre Rebellion gegen die Briten. In der Schlacht von Ballinamuck 1798 kämpfte auch ein gewisser Bartholomew Teeling auf Seiten der franzosisch-irischen Streitmacht – ein Vorfahre John Teelings, der inzwischen dafür gesorgt hat, dass sein Name für Whiskey berühmt ist.

Lambay Whiskey zelebriert die Beziehung von Frankreich und Irland auf gleichsam friedfertige Weise: sie kooperieren mit Camus Cognac, der letzten noch familiengeführten großen Cognac-Brennerei, um Irish Whiskey in deren Fässern nachzureifen. Der Whiskey ist teils zweifach, teils dreifach destilliert und bis der Aufbau der Lambay-Brennerei vollzogen ist, handelt es sich auch noch um Sourced Whiskey. Vermutungen gehen in Richtung West Cork, was angesichts derer Absatzmenge als Discounter-Lieferant nicht ganz abwegig ist.

Eine Besonderheit ist, dass die Cognac-Fässer mitunter im Freien lagern. Durch die Küstenlage soll dies maritime Noten hervorbringen. Dass das Gelände zugleich ein Vogelschutzgebiet ist, zeigt auch das mit Vögeln verzierte, wunderschöne Etikett der Flasche. Die Optik gefällt schon mal.

Zwei Flaschen für zweifachen Spaß

Whiskey und Cognac

Cognac-Finishes finden sich immer häufiger, der große Durchbruch blieb bislang jedoch verwehrt. Das mag mit der Seltenheit des Cognacs zu tun haben.  Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir bislang noch ein kein Cognac-Finish wirklich zugesagt hat.

Nun benutzt Camus grundsätzlich frische französische Eiche für seinen Cognac, wir haben es bei Lambay also mit einem First Fill-Fass zu tun, wenn man so will. Die Fässer sind außerdem für Whiskey-Verhältnisse sehr alt. Allein schon darum bringt ein Cognac-Finish starke, herb-würzige Eiche ins Spiel, zusätzlich zu Aromen des Weinbrandes. Die hingegen zeichnen sich oft aus durch schwere Frucht und, wenig überraschend, Traube. 

Dies mit irischem Whiskey zu kombinieren, mag funktionieren. Denn der ist oft sehr weich, mild und zurückhaltend, gerade die dreifach destillierten Blends. Wir haben von Vranken-Pommery netterweise zwei Flaschen als Rezensionsexemplare erhalten: den Blended Whiskey mit 40% ABV und den Malt mit 43% ABV.  Der Malt ist im Übrigen kein Single Malt, sondern aus zweifach und dreifach gebranntem Malt Whiskey zusammengestellt.

Nase

Blend: eine sehr zurückhaltende Nase! Leicht und floral, mit hellen Früchten. Ein Hauch Süße von Malz und Vanille kommt dazu, aber viel ist es nicht. Das verspricht, ein ganz klassischer easy Sipper zu werden.

Malt: Hier wirken die Aromen wesentlich voller, kräftiger. Die Verwandtschaft zum Blend ist aber spürbar, denn helle Früchte dominieren auch hier. Diesmal treten grüner Apfel und Ananas deutlich hervor. Die Vanille ist da, aber ergänzt durch eine schöne Würze, die vielleicht von der Eiche herrührt. Etwas Jod hält die Süße ebenfalls zurück.

Geschmack

Blend: ebenso leicht wie in der Nase ist er auf der Zunge. Auch geschmacklich gleicht er sich der Nase an, doch kommt ein kleines Würzregal hinzu, v.a. Nelke und Anis. Dennoch bleibt der Whiskey zurückhaltend, fast gedeckt. 

Malt: geschmeidig weich füllt er den Mundraum aus, erneut führt er die Eindrücke aus der Nase konsequent fort, gleichwohl die Früchte deutlich schwerer und reifer wirken. Und wie beim Blend kommt die nun unverwechselbare Eichenwürze zum Vorschein, v.a. Pfeffer und Nelke. Spannend ist nun das viel auffälligere Jod und damit einhergehend maritimes Salz.

Abgang

Blend: zum Schluss drückt der Cognac dem Blend seinen Stempel auf, die herbe Würze bis hin zu Bitterstoffen übernimmt fast vollständig.

Malt: wenn sich der Cognac hier zeigt, dann deutlich ausgewogener. Bitterstoffe sind hier nicht zu finden, vielmehr eine mild-warme Würze. Hier könnte sogar ein Nachklang der schweren Fruchtigkeit liegen.

Fazit: Cognac-Finish richtig gemacht

Cognac-Finishes haben mich selten überzeugt, doch Lambay ist es geglückt. Der Blend ist offengesagt unspektakulär, eignet sich aber als Whiskey für die Entspannung, da er hinreichend leicht und süffig ist. Das Cognac-Fass macht allenfalls durch sein Holz auf sich aufmerksam.

Aufregender ist da schon der Malt. Die typisch irische Weichheit und Frische gewinnt durch das Finish eine Tiefendimension der Schwere und Würze, deren Kontrast vorzüglich harmoniert. Gleich gut fügt sich die maritime Note auf der Zunge in das Gesamtbild ein, als das gewisse Extra.

Fans des irischen Whiskeys sollten ihn probieren, gleichwohl die merklich von der französischen Eiche geprägten Geschmäcker sicher polarisieren. Die ein oder andere kritischere Besprechung legt davon Zeugnis ab, z.B. Tim.

Da ich allerdings dem Holzeinfluss im Whiskey generell zugeneigt bin, auch dem der französischen Eiche, und Weinbrand mag, konnte mich der Lambay Malt überzeugen.

Wir danken von Vranken-Pommery für die Rezensionsexemplare!

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