Stork Club Rye (Laphroaig Cask)

Rauch und Roggen.

Deutschland und die Vielfalt des Rauchs

Deutsche mögen Rauch in ihrem Whisky und so liegt nah, dass die immer besser werdende deutsche Whiskylandschaft beginnt, diesem Bedürfnis entgegenzukommen. Nun gibt es drei Möglichkeiten dazu: man importiert schottischen Torf, wie z.B. St. Kilian; trocknet das Getreide über heimischen Hölzern, wie z.B. Glina und Stonewood; oder reift den Whisky in einem Fass, das vorher rauchigen Whisky trug, wie der hier zu besprechende Stork Rye.

Damit hat Deutschland eine Vielfalt von Raucharomen in seinem Whisky, die auch international gesehen mehr als beachtlich ist. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, welch gewaltige Schritte der deutsche Whisky in den letzten Jahren gemacht hat.

Spreewald und Islay vereint

Die Spreedwood Distillers sind wohl am besten bekannt für ihren preisgekrönten Stork Club Rye Whiskey. Der stand an vorderster Front, als roggenbasierter Whisky von den USA wieder zu seinen Wurzeln in Europa zurückkehrte. In der Heimat des Stork Club, dem Spreewald 60km südlich der Hauptstadt, herrscht angeblich ein besonderes Mikroklima, das der Reifung des Whiskys zugutekommt. Doch noch eine weitere Besonderheit zeichnet die Brennerei aus, ihr Fassmanagement mitsamt Mehrfachreifung und ungewöhnlicher Fassauswahl. Diesmal hat es die Spreewälder nach Islay gezogen, dem Mekka der Rauchliebhaber. Sie wählten ein Fass, in dem zuvor Laphroaig reifte, und nutzten es zur Reifung ihres eigenen Ryes.

Noch ist der Whiskey nicht in großer Zahl erhältlich und vermutlich soll er noch etwas länger reifen, aber einzelne Samples dürfen auf Messen schon probiert und abgefüllt werden. Genau das haben wir auf dem Köpenicker Whiskyfest getan.

Ohne Rauchfans zu sein, hat Karen und mich doch die Kombination aus dem würzig-süßen Roggendestillat und der Wirkung des eher medizinischen Laphroaig-Rauches ansprochen. Unser Sample ist 2,5 Jahre alt und kommt mit beinahe Fassstärke, also rund 60% ABV.

Nase

Buttriges Karamell bestimmt den ersten Eindruck, begleitet von etwas Lebkuchen und Spekulatius (nein, diese Notizen wurden nicht in der Weihnachtszeit gemacht). Doch nach wenigen Sekunden übernimmt das Fass, sodass medizinischer Rauch die Süße fast überlagert. Glücklicherweise verbindet sich dieser Rauch relativ gut mit Kräuteraromen, v.a. Pfefferminz und Salbei, die dem Destillat zu eigen sein dürften. Mit etwas Wasser kommen diese Kräuter noch deutlicher zur Geltung.

Geschmack

Der Antritt ist gewaltig, was freilich auch an den 60% ABV liegt, aber nicht nur daran. Der Speichelfluss wird angeregt, der Mundraum sofort gefüllt. Im Großen und Ganzen ähnelt das Geschmackserlebnis auf der Zunge den Eindrücken, die der Geruch vermittelte. Die Kombination aus Rauch und Roggen ist wirklich gelungen, wenn auch der Alkohol noch nicht gut eingebunden ist und bisweilen unangenehm sticht – sicher ein Ausdruck der Jugend. Nach der Zugabe von Wasser jedoch wirkt der Whisky viel cremiger und nicht zuletzt schokoladiger.

Abgang

Der Abgang ist ewig lang und der Rauch hinterlässt bleibenden Eindruck, dominiert für meinen Geschmack aber zu sehr.

Fazit

Ein sehr interessantes Experiment ist dieser Whisky auf jeden Fall. Es ist erstaunlich, wie stark sich das Fass bemerkbar macht und wie gut es mit den Aromen des Destillates zusammenwirken kann. Noch ist der Whisky einen Hauch zu jung, um auf ganzer Linie zu überzeugen, bietet aber einen lohnenden Ausblick auf das, was aus so einer Kombination werden kann.

Vielleicht reichen schon ein paar Monate mehr im Fass, um den Rauch und den Alkohol noch besser einzubinden. Auch ein Finish in einem etwas traditionelleren Fass fände ich spannend. So oder so werden wir aufmerksam verfolgen, was die Spreewood Distillers aus diesem Experiment machen.

Kurzfassung

Deutscher Rye Whiskey

≈60% ABV, 2.5 Jahre, ex-Laphroaig-Fass

Nase

buttriges Karamell, Pfefferkuchen, Spekulatius, medizinischer Rauch und Kräuter (Pfefferminz, Salbei)

Geschmack

starker Antritt, mundraumfüllend, ähnlich wie Nase, Alkohol auffällig; mit Wasser cremiger und schokoladiger

Abgang

lang, dominiert vom Rauch

1 Comment

  • Danne’s Rauch-Rogga 2. Oktober 2022 at 21:51 Reply

    […] Torf getrocknet wurde, ist diese Kombination doch sehr selten. Bislang ist uns nur Stork als ein weiterer Vertreter dieses Stils bekannt. Allerdings gehen die Dannemanns noch weiter, denn ihr Whisky erhält noch ein […]

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