Was ist Mädchen-Whisky?

Um eines gleich aus dem Weg zu räumen: ja, der Begriff Mädchen-Whisky ist inhärent sexistisch. Und ob es wirklich eine Art Whisky gibt, die Frauen eo ipso bevorzugen, oder ob sozio-kulturelle Entwicklungen zu solchen Präferenzen führen, bzw. solche erst konstruieren – diese Diskussionen sollen hier nicht geführt werden.

Es ist meine Erfahrung, aber auch die von Karen, dass Frauen häufig zu einer bestimmten Art von Whisky tendieren. Das heißt nicht, dass alle Frauen nur dies und nichts anderes mögen. Es heißt schon gar nicht, dass Männer diesen Geschmack nicht teilen könnten.

Tatsächlich wollen wir mit der plakativen Benennung der Kategorie Mädchen-Whisky Vorurteile und negative Konnotationen abbauen. Es ist nicht verwerflich, Mädchen-Whisky zu mögen.

(Gleichwohl langfristig gesehen vielleicht eine sensiblere Begrifflichkeit gefunden werden sollte).

 

 

Um welche Art Whisky geht es?

Unserer Erfahrung nach findet bei Frauen Whisky Anklang, der möglichst weich, sanft, süßlich und leicht ist. Archetypisch dafür sind die dreifach destillierten, in First-Fill Bourbon-Fässern gereiften Lowlander aus dem Hause Auchentoshan. Auch ein leichter Speysider oder natürlich ein dreifach destillierter Ire passen in das Schema. Gut gereifter Bourbon mit seinen Vanille- und Karamell-Noten kann ebenso gefallen, wenn der würzige Anteil von Roggen und Eiche nicht zu stark ausgeprägt sind.

In gewisser Weise ist dieses Geschmacksprofil typisch für Einsteiger in die Whisky-Welt, egal welchen Geschlechts. Denn der Zugang zum Whisky geht selten über die schweren, voluminösen oder gar rauchigen Abfüllungen. Das kommt erst im Laufe der Zeit und die Vorliebe für solche Abfüllungen gilt nicht selten der Externalisierung der eigenen geschmacklichen Entwicklung gegenüber der (zumeist männlichen) Peer-Group. Will sagen, wer rauchigen Whisky bevorzugt, signalisiert der Außenwelt damit eine gewisse Expertise. Freilich darf auch dies nicht verallgemeinert werden und erst recht darf nicht unterstellt werden, dass ein Freund von Ardbeg z.B. diesen Whisky nur wegen der Außenwirkung mag.

Dennoch existieren bestimmte Tendenzen, denen Karen und ich im Alltagsleben begegnet sind. Die Vorliebe für einen sanften Whisky, oder gar für einen Bourbon, scheint uns zu oft als ein Mangel an Erfahrung interpretiert zu werden. Das mag manches Mal zutreffen, genauso oft ist es aber falsch.

Wir wollen zeigen, dass solche Vorlieben durchaus von gestandenen Kennerinnen und Kennern geteilt werden, ebenso wie es Frauen gibt, die schon immer die rauchigen Vertreter des Whisky mochten. Vielfalt in den Genussmöglichkeiten ist die Stärke des Whiskys.

 

Karen: „Grundsätzlich geht es uns darum zu zeigen, dass die Frauen, die Whisky trinken, genauso vielfältig sind, wie Whisky selbst: Von der Kennerin, die stolz noch die raffinierteste Geschmacksnote heraus schmeckt, bis zur Hedonistin, die einfach nur eine gute Zeit haben möchte. Wir alle verwehren uns dagegen in Schubladen gesteckt zu werden und keine von uns käme auf die Idee, damit irgendwelchen (männlichen) Erwartungshaltungen oder Klischees entsprechen zu wollen.“

 

 

Frauen und Whisky. Die Interview-Reihe

Als Geschmackserlebnis ist Whisky subjektiv. Unsere Wahrnehmung wird durch viele Dinge beeinflusst, aber vor allem durch unsere vorherigen Erfahrungen.

Wir möchten durch unsere Interview-Serie Genießerinnen und ihren Weg zum Whisky vorstellen, indem wir auf ihren jeweiligen Geschmack eingehen, egal ob sie vorher Whisky getrunken haben oder nicht. Diese Geschichten sollen inspirieren, Hemmungen abbauen und den Zugang zur Materie erleichtern. So wollen wir zeigen, dass Whisky wirklich etwas für jeden sein kann.

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