The War of the Peat, Teil II

Caol Ila (9 Jahre), abgefüllt von Whic.de in Kooperation mit Signatory Vintage

Die Invasion geht weiter

Es war nur eine Frage der Zeit: die Serie War of the Peat des deutschen Händlers und unabhängigen Abfüllers Whic.de hat Islay erreicht. Von H.G. Wells inspiriert, thematisiert diese Serie rauchigen Whisky und so kann sie an Islay nicht vorbei.

Offenbar landen die Invasionstruppen an der Westküste Islays, denn Caol Ila ist die erste Brennerei, die an War of the Peat fällt. Sie steht oft im Schatten der anderen Islay-Brennereien, v.a. der großen drei im Süden, produziert aber nicht nur solide Standardabfüllungen wie den 12er, sondern stellt auch immer wieder Whisky für unabhängige Abfüller und Blends zur Verfügung.

Vermutlich ist der Coal Ila der meistgetrunkene Islay-Whisky, vielleicht oft unabsichtlich: er ist das rauchige Element im Johnnie Walker, im J&B und in der Black Bottle. Daran lässt sich schon erkennen, dass die Brennerei einen gewaltigen Ausstoß hat, über sechs Millionen Liter im Jahr. Der Vorteil daran ist aber auch ein solider Preis für die Single Malts. Der 12 Jahre alte Coal Ila gehört aber nicht nur deswegen zu meinen liebsten rauchigen Whiskys, sondern weil er schöne maritime Noten mit sich bringt.

Der junge Caol Ila

Dieser Caol Ila wurde neun Jahre lang gereift, kommt aber mit 56,8% ABV daher. Leider gibt es keine Information über das genutzte Fass, außer dass es ein Eichenfass war. Da Caol Ila fast immer in Refill-Fässern reift, dürfte auch hier eines vorliegen. Die sehr helle Farbe deutet auf ein Refill-Bourbonfass hin. Weißwein ist oft dunkler … Das sei aber nicht als Malus verstanden. Whic.de richtet sich an eine Genießerklientel, die ungefärbte Whiskys zu schätzen weiß und auch hinreichend gefestigt ist, einen Whisky nicht nach seiner Farbe zu beurteilen.

Gegenüber dem 12-Jährigen erwarte ich mehr Rauch, aber auch frischere jüngere Aromen. „Stürmisch-rauchig“ und „mit jugendlichem“ Elan heißt es.

Nase

Wo der Erstling der Reihe noch die Balance zwischen Sherry-Aromen und dem Rauch suchte, schlägt der Caol Ila eindeutig in eine einzige Kerbe, den Rauch. Allerdings ist dieser Rauch frisch und herb, wirkt daher sehr angenehm in der Nase. Der Alkohol drückt den Rauch zusätzlich nach vorn, sodass es einige Zeit braucht, bis auch andere Aromen zur Geltung kommen.

Nur zögerlich durchdringen fruchtig-säuerliche Aromen den Rauch, besonders die Zitrone und die Ananas. Nur mit viel Geduld lassen sich reifere Früchte ausmachen, allerdings nicht klar genug, um sie gesondert zu identifizieren.

All diese Eindrücke sind unterlegt von einer salzigen Meeresbrise, die die Asche eines kürzlich erloschenen Feuers mit sich trägt.

Geschmack

Es ist diese aschengeschwängerte Meeresbrise, die auch den Mundraum dominiert. Zusammen mit pfeffriger Schärfe beim Antritt und dem nach wie vor herben Rauch ergibt sich ein recht einseitiges Erlebnis, das polarisieren dürfte. Allerdings bleibt sich der Whisky treu und führt seine Aromen geradewegs von der Nase in den Mundraum. Die säuerliche Frucht tritt weiter in den Hintergrund.

Abgang

Auch hier gibt es keine Überraschungen, er ist lang, warm und am Ende bleibt die kalte Asche zurück, auch wenn die Meeresbrise längt vergangen ist.

Fazit

Eigentlich erfüllt der Whisky meine Erwartungen und tatsächlich ist er jung, stürmisch und daher etwas einseitig. Man könnte aber eben auch sagen: gradlinig. Zudem kommt der Brennereicharakter zum Vorschein. Hier zeigt sich deutlich, warum der Whisky sich so gut in Blends macht und hier zeigt sich gleichsam, warum die Standardabfüllung die 12 Jahre Reifezeit benötigt.

Gewissermaßen erlaubt der zweite Teil der War of the Peat-Serie uns einen kleinen Blick hinter die Kulissen von Caol Ila. Allein dafür lohnt sich der Kauf, wenn man denn – so wie ich – Caol Ila-Fan ist. … und eine Zeitmaschine hat. Der Whisky ist nämlich schon ausverkauft.

Wir danken Whic.de dafür, dass sie uns diese Probe als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Kurzfassung

Scotch Single Malt Whisky, Islay

56,8%, 9 Jahre alt, vermutlich Refill Ex-Bourbonfass

Nase:

starker, aber frisch-herber Rauch, leichte Fruchtsäure (Zitrone, Ananas), Asche und salzige Meeresluft

Geschmack:

weiter Rauch, Asche, Pfeffer; wenig Frucht im Hintergrund

Abgang:

lang und warm

1 Comment

  • Bunnahabhain, Glengoyne und ein Geheimnis 10. April 2020 at 20:19 Reply

    […] den ersten beiden Teilen haben wir schon berichtet (hier und hier) und waren überzeugt – obwohl weder Karen noch ich große Liebhaber des Rauches sind. Denn die […]

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