Köpenicker Whiskyfest 2018

Am 7. September 2018 fand zum sechsten Mal das Köpenicker Whiskyfest statt, über das wir hier berichten.

Whisky in Köpenick. Eine Institution

Köpenick ist der größte Berliner Bezirk, der am dünnsten besiedelte und vielleicht der schönste. Auf jeden Fall ist er touristisch deutlich weniger erschlossen als der Rest von Berlin. Das macht Ecken wie den Schlossplatz umso attraktiver.

Gleich neben dem Schlossplatz liegt die Freiheit 15, ein Gelände direkt an der Spree, wo jedes Jahr eine Whisky-Messe stattfindet. Einen Abriss über die wendungsvolle Geschichte dieser Veranstaltung findet ihr bald auf unserer Seite. Hier sei nur gesagt, dass es inzwischen zwei konkurrierende Berliner Whisky-Messen im September gibt, weil sich die ursprünglichen Veranstalter getrennt haben.

Karen und ich waren schnell einer Meinung, dass wir lieber das Fest in Köpenick besuchen, wegen der schöneren Location. Wir hätten gern auch den Whisky-Herbst in Tempelhof besucht, nur leider findet der zu exakt derselben Zeit statt und wir hatten nur einen Tag Zeit. Die Qual der Wahl …

Gelände, Aussteller und Events

Ein Spätsommerabend am Fluss in der Köpenicker Altstadt, malerischer könnte es kaum sein. Sogar das Wetter spielte mit. Was dem Gelände des Whiskyfestes an Ausdehnung in der Fläche fehlt, macht es durch seinen großen Charme mehr als wett. So entsteht ein Gefühl der Intimität, obwohl angesichts der großen Besuchermengen ein ziemliches Gewimmel herrschte.

 

Gewimmel auf dem Köpenicker Whiskyfest

 

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die Aussteller. Neben dem Branchenriesen Diageo (Johnnie Walker, Talisker, Crown Royal u.v.m.) fanden sich auch Brennereien wie Slyrs, unabhängige Abfüller wie Best Dram und Berliner Läden wie Pinkernells. Für nahezu jeden Geschmack gab es etwas, zumal auch andere Alkoholika wie Gin und Rum ausgestellt waren.

An den Ständen gab es selbst teureren Whisky für relativ kleines Geld zu probieren. Außerdem konnte man sich intensiv mit Fachmännern und (zum Glück auch) Fachfrauen unterhalten, um Neuigkeiten aus der Whiskywelt zu erfahren. Manchmal war deswegen natürlich Geduld gefragt, weil die Schlangen mitunter lang werden konnten… oder weil sich ältere Herren im selten subtilen Flirt mit den Verkäuferinnen befanden. Aber dies gehört ebenfalls zum Erleben einer Messe und manchmal war es ja auch lustig.

 

Man konnte sich auch leckere Cocktails mixen lassen.

Wenn wir einen substantiellen inhaltlichen Kritikpunkt hätten, so wäre es die magere Präsenz von amerikanischem Whiskey. Dies entspricht dem Geschmack der meisten Whisky-Freunde in Deutschland, insofern bedienen das Whiskyfest bzw. die Aussteller nur ihre Kundschaft.

Nur wie soll sich das je ändern, wenn selbst auf einem großen Fest für die Öffentlichkeit Bourbon fast mit der Lupe gesucht werden muss? Hier könnte gerade eine Veranstaltung wie diese etwas progressiver sein.

 

Das Begleitprogramm entsprach unseren Erwartungen. Wer wollte, konnte teils ungewöhnliche Whisky-Cocktails und Bier, irisch-schottisches Essen, Berliner Essen und Live-Musik, gespielt von der Band Larkin genießen. Die hat sogar einige zum Tanzen angeregt.

 

Musikalische Untermalung von Larkin

 

Zum Ausgleich waren einige Ecken, besonders nah dem Fluss, aber auch bedächtig ruhig.

 

Ein ruhiges Fleckchen am Wasser.

 

Auf diese Weise bietet das Fest ein vielfältiges Angebot an Möglichkeiten zum Genuss, zur Vergnügung und zur Entspannung.

Das Highlight sind jedoch die Tastings. Hier wird von den Herstellern im Detail Whisky vorgestellt, eingeführt und verkostet. Wieder erweist sich die Lage von Vorteil, da einige Tastings auf einem Boot stattfinden können. Dafür sollte man sich jedoch besser anmelden. Oder auch nicht …

 

Eines der Tastings von Best Drams auf der Barkasse, an denen wir leider(?) nicht teilgenommen haben.

 

Wer zu spät kommt, den …belohnt das Leben? Unser Tasting mit Best Dram

Karen hatte sich schon früh für das Tasting von Best Dram entschieden. Die Eigentümer Mike Müller und Michel Reick waren mit den damaligen Trends nicht einverstanden: junge Abfüllungen ohne Altersangabe, dafür verdünnt und mit viel Farbstoff – und trotzdem teuer, weil limitiert.

Zum Glück setzt inzwischen setzt eine Trendwende ein, wenn auch langsam. Best Dram liegt goldrichtig mit seinen (unabhängigen) Einzelfassabfüllungen, die ungefärbt und in Fassstärke bleiben. Sie spielen damit in der Königsklasse des Whiskys, was sich auch in den Preisen der Flaschen äußert. Zum Glück aber lag der Tasting-Preis mit 25€ im Mittel.

Wir waren etwas zu spät, sodass kein Platz mehr auf dem Boot war, wo das Tasting stattfand. Zum Glück aber erklärte sich Mike zu einem weiteren Tasting in kleinerer Runde bereit. Später am Abend nahm sich Mike einen kleinen Tisch im Freien, wo Karen und ich, Aaron und seine Frau von Drams United, sowie der Däne Uffe eine nette, persönliche Verkostungsrunde hatten.

Dies hatte vor allem den Vorteil, dass individueller auf die einzelnen Teilnehmer eingegangen werden konnte – sowohl in fachlichen Fragen, als auch im Geschmack. Mike machte Vorschläge und ging auf Wünsche ein, die von dem Standardprogramm abwichen. Ich war begeistert, einen fassstarken Tennessee Whiskey probieren zu können. Der wäre sonst nicht verkostet worden. So wirklich passte er nicht in die Reihe der Scotch Whiskies, aber für mich war dies der interessanteste. Er stammte immerhin von einer meiner liebsten US-Brennerei, George Dickel (die im Übrigen regelmäßig Frauen als Master Distiller hat). Eine Besprechung der flugs gekauften Flasche findet Ihr später bei uns. … Sobald ich mich traue, ihn zu öffnen.

 

Ein hervorragendes Tasting mit Mike von Best Dram.

 

Durch diese Individualität, viele spannende Geschichten und Informationen war es eine besonders lohnende Erfahrung. Ich bin allerdings sicher, dass auch das ‚Standard-Tasting‘ niemanden enttäuschen dürfte.

Nachbereitung

Das Fest und die Aussteller waren so interessant, dass wir glatt den Sonnenuntergang verpasst haben, der eigentlich die gegenüberliegende Baumgarteninsel in ein goldenes Licht taucht und zu einem Whisky am Wasser einlädt. Dem munteren Treiben tat auch fehlendes Sonnenlicht keinen Abbruch, doch langsam neigte sich unser Besuch seinem Ende zu.

 

Impressionen …

 

Die Altstadt von Köpenick ist auch spät am Abend noch sehr schön und es gibt ein paar Möglichkeiten, den Tag ausklingen zu lassen. Unsere kleine Tasting-Runde ging danach in die Schlossplatz-Brauerei, wo wir bei ein paar Bier unsere Erfahrungen austauschten. Freilich hatte sich die Brauerei am Rathaus Köpenick schon auf das Whiskyfest eingestellt und bot Whiskybier an.

Am nächsten Tag war der Kopf nicht ganz so leicht, aber Karen und ich waren glücklich. Wir freuen uns auf das nächste Whiskyfest.

 

Es wurde kräftig eingeschenkt.
Gern nächstes Jahr wieder!

1 Comment

  • The Trail of Tears 11. April 2019 at 17:45 Reply

    […] ist die Geschichte hinter dem Namen Trail of Tears. Mike Müller von Best Drams erzählte auf dem Köpenicker Whiskyfest, dass sie den Whiskey ursprünglich nach den indigenen Cherokee benennen wollten. Der Name sei aber […]

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